Das Kriegstagebuch meines Urgroßvaters Karl

Ich habe vor ein paar Monaten von meiner Tante die Abschrift des Kriegstagebuchs meines Urgroßvater bekommen. Diese Abschrift hat die Schwester meines Großvaters verfasst und ihm 1955 übergeben.

Wieso veröffentliche ich diese sehr persönliche Familiengeschichte?
In der heutigen Zeit finde ich es beängstigend wie viel Macht rechte Populisten und rechtsradikale Parteien erhalten. Mit dieser Veröffentlichung möchte ich einen kleinen Schritt dazu beitragen, dass der ein oder andere vielleicht mal ein bisschen darüber nachdenkt. Meine Vorfahren waren Flüchtlinge! Genau! Nicht aus dem Nahen Osten oder Afrika, sondern aus Kolberg, dem heutigen Kołobrzeg in Polen. Sie wurden aufgenommen, man half ihnen und man half sich untereinander! Kolberger halfen Kolbergern, denn man kannte sich. Wenn dies heute gemacht wird, spricht man oft von Parallelgesellschaften, die sich bilden. Der einzige Unterschied ist, dass man damals zufällig die selbe Sprache gesprochen hat, aber etwas anderes war das nicht!
Auch dank des Konstrukts Europa (mag es nun in vielen Bereichen gut und in manchen nicht so gelungen sein) leben wir in Frieden.
Krieg ist für die meisten uns zum Glück etwas völlig Surreales und weit Entferntes. Mit dieser sehr persönlichen Geschichte möchte ich euch mitnehmen auf eine schwere Reise.

Wehret den Anfängen! Nie wieder Krieg! Das wäre mein Traum!

Das Stadtwappen von Kolberg

Was der Vater hier aufgezeichnet, ist mehr als nur Erinnerung. Jedes Wort, das er Dir schrieb, bedeutet Kampf nach schwerer, durchlebter Zeit; und hier spricht er mit dem pommerschen Dichterwort:
Mein Leben war ein Ringen von morgens früh bis abends spät.
An jedem Tag die gleiche Frage: Kannst Du es zwingen?
Und immer sah der Glaube: ES GEHT!

Mein lieber Bruder!
Unser lieber Vater hat während der letzten Kriegs- u. Nachkriegsmonate des uns allen unvergesslichen grausamen Krieges 1939-1945 ein Tagebuch geführt. Am 21. Januar 1945 wurde Vater zum Volkssturm eingezogen, dort beginnen seine Notizen. Aus diesen Notizen will ich für Dich ein Tagebuch gestalten, welches auch für Deine Familie eine Erinnerung an die Leidenszeit Deines Vaters sein soll.
Auch Deine liebe Mutter, meine beiden Kinder und ich mussten am 4. März 1945 unser geliebtes Kolberg verlassen. Ein Jahr waren wir auf der Flucht und wurden von den Russen u. Polen von Ort zu Ort gehetzt, ohne eine Nachricht von unserem lieben Vater und von Dir. Erst am 22. März 1946 konnten wir unseren lieben Vater in Reinbek wiedersehen. Durch ihn erfuhren wir auch, dass Du lebst und mit Deiner lieben Familie in Konstanz-Egg wohnst.
Mögest Du, mein lieber Bruder, die Worte alle so verstehen, wie sie unserem lieben Vater aus dem Herzen gekommen sind.
In Liebe geschrieben von Deiner Schwester Editha
Reinbek im April 1955

Das Tagebuch unseres Vaters

1945-1946

Sonntag, den 21. Jan. 1945 Der Krieg spitzt sich immer mehr zu. Werde zum Volkssturm eingezogen. Erste Fahrt nach Belgard. Am 22.1. nach Kolberg zurück. Verbandszeug geholt. 23.1. nach Belgard. Am 24.1. nach Tempelburg. Im Deutschen Haus auf dem Fußboden geschlafen. Bin sehr kaputt.
25.1. Fahrt nach Deutsch-Krone. Liegen im Schnee fest. Die Straßen mit Trecks u. Flüchtlingen verstopft. 20° Kälte. Unterkunft im Kino, frieren sehr. 26.1. Fahrt nach Schneidemühl Schwerer Beschuss. Fünf Autos kaputt. 27.1. Schneidemühl brennt. Fliegerangriff in Dt.-Krone. Es wird jeden Tag kritischer. Unsere Führer leben in Saus und Braus. 28.1. Dauerbeschuss. 29.1. Beschuss wird stärker. Nachts vier Mal raus. Viel Schnee, die Füße frieren. Geschosse schlagen 30-50 Meter von uns ein. Bin alleine draußen. Umgebung von Dt.-Krone brennt. Soll das so weiter gehen?
30.1. Einschläge dichter neben uns. Laufend Alarm. 31.1. Abmarsch unter schwerem Beschuss nach Märkisch-Friedland. Quartier im Pferdestall. Sehr gefroren. Bin erkältet u. habe schweren Durchfall. Am 3. Februar 5 Tage Sonderurlaub nach Kolberg. Edith (Anm. seine Tochter) führt das Geschäft alleine. Braucht dringend Unterstützung, da ich alle Wehrmachtskantinen beliefern muss (Anm. Mein Urgroßvater hatte in Kolberg eine Kolonialwaren- und Tabakhandlung). 7.2. Abfahrt von Kolberg nach Falkenburg mit dem Omnibus. Die Nacht in Dramburg. 8.2. Müssen Verwundete fahren.
9.2. Tausende Menschen, Frauen und Kinder sind auch der Flucht nach Westen. 10.2. 2 Uhr nachts Alarm. Abfahrt nach Falkenburg R.A.D.-Lager (Anm. Reichsarbeitsdienst-Lager). Schwere Fahrt an den Flüchtlingstrecks vorbei. Ein Autozusammenstoß. Unterkunft im Speisesaal. Falkenburg von Fliegern. 11.2. Weiter starken Beschuss.
12.2. Fahrt über Dramburg nach Schivelbein. 13.2. Nach Kolberg mit Otto D.. 14.-16.2. in Kolberg. Mutter, Editha und die Kinder freuen sich. 17.2. zurück nach Schivelbein. Bis 25.2. in Schivelbein. Alarm u. Fliegerangriffe. Bahnhof stark beschossen. 26.2. K. aus Stettin bei uns. 27.2. K. redet und fährt ab. 28.2. nach Kolberg mit D.. 1.3. zu Hause.

2.3. Edith und Angelika Geburtstag. Ernst am 28.2.

Am 3.3. Abfahrt nach Schivelbein. Beschuss durch Panzer. 28 Fahrzeuge mit Flüchtlingen zerschossen. Fahrt nach Stettin 78 Mann verloren. Habe D. und mich unter schwerstem Beschuss gerettet. Da keine Fahrzeuge, konnten wir unsere Familien nicht aus Kolberg rausholen. 4.3. Tag und Nach gefahren. 28 Stunden bis Stettin. Drei Tage und drei Nächte ohne Schlaf. 5.3. Trotzdem gingen sofort nach Abladen der Flüchtlinge drei Fahrzeuge Richtung Kolberg um unsere Familien dort rauszuholen. Kamen aber nur bis Demmin. Der Russe war bis zur Ostsee vorgestoßen. Die Trecks unterwegs schwer beschossen. Unsere Fahrer ebenfalls. Sehr trübe und schwere Tage für mich. Wird die Rettung unsere Familien gelingen? Ich kann nicht mehr denken.
6.3.45 Die Autos wohl nicht zurück. Alles in großer Aufregung. Fliegeralarm. 7.3. Schweres Artilleriefeuer Richtung Stettin u Gallnow. Große Feuerscheine zu sehen. Unsere Wagen noch nicht zurück. 8.3. Unsere Sorge steigt ins Unermessliche. Ein Melder berichtet, unsere Fahrzeuge sollen in Anklam sein.
9.3. Fahrer G. bringt uns die niederschmetternde Nachricht, dass sie nicht mehr nach Kolberg reingekommen sind. 19.3. Otto D. fährt nach Swinemünde. Die leeren Wagen kommen zurück. Tante Else in Stettin besucht, sie hat unsere Wäsche gewaschen. Wir haben für die Frauen gesorgt. Schweres Artillerie-Feuer. Große Brände. Dauernd Fliegeralarm.
12.3. Große Fliegergeschwader über uns. Artillerie schießt Tag und Nacht. Swinemünde schwer bombardiert. Sehr Trecks getroffen. Wo mag meine liebe Familie sein? Leben sie noch? Ich bin schwermütig. 13.3. Wir haben Wagen zur Rettung nach Swinemünde geschickt. Keine Nachricht über meine Familie. 14.3. Keiner bringt Nachricht über meine Familie. Wir alle sehr niedergeschlagen. Ist nun alles aus?
15.3. Fliegeralarm am laufenden Band u. schweres Artilleriefeuer. Wir möchten gerne helfen und können es nicht. 16.3. Das Artilleriefeuer wird stärker. Trommelfeuer Tag und Nacht. Keine Nachricht von meinen Lieben. 17.3. Erste Löhnung pro Tag 1,-RM. 68,- RM. Arie-Feuer geht weiter. 18.3. Kolberg wird laut Radio von Marine geräumt. Ob meine Familie dabei ist? Sie werden doch nicht mit im Treck gegangen sein. War nach Stettin bei Else, dort auch keine Nachricht von Mutti.
19.3. Der Russe hat Finkenwalde besetzt. Stettin unter schwerem Beschuss. Ob Else raus muss, weiß sie noch nicht. Habe ihr Lebensmittel mitgenommen. Wir denken nur an Euch, kommt her? 20.3. Unsere Fahrzeuge in Stettin schwer beschossen. Keine Verluste. Keine Post von euch. Bin sehr krank. 39° Fieber.
21.3. Abmarsch nach Meiersberg. Lauter Flüchtlinge geladen. Straßen mit Flüchtlingen verstopft. 23.3. Unterkunft bei Richard K.. Schlafe mit Decken auf Harmonikabettstelle (Anm. ausziehbares Bett, vermutl. Feldbett) Zimmer geheizt. Denke an Euch! 24.3. Auto repariert. Keine Post von Familie. 25.3. Ermittlung an alle vorpommerschen Städte nach unseren Angehörigen angestellt.

26.3. Noch immer keine Post von meinen lieben Angehörigen. Was ist bloß geschehen. Ist nun alles zu Ende? Was soll ich noch alleine auf dieser Jammerwelt? Von Heinz (mein Opa) auch keine Nachricht. Wie mag es ihm gehen? Wohnt er noch in Konstanz?


27.3. Vergebliches Warten auf Post. Womit haben wir dieses Los verdient? Es geht doch alles zu Ende! Deutschland ist nicht mehr zu retten. 28.3. Die Unruhe steigt. Ich schrecke aus dem Schlaf hoch. Kann vor Grübeln nicht mehr schlafen. 29.3. Von Oma Apmann einen Brief aus Lübeck bekommen. Sie teilt mir mit, dass meine Lieben mit Marichen u. Kindern u. Fam. T. im Treck sind. Bin sehr unglücklich. Wie konntet ihr dies machen?
30.3. Nachricht von Oma, dass Herr T. in Ückermünde ist.

31.3. Fahre zu Rudolf T. Erfahre von ihm, dass Ihr alle im Treck seid. Er durch Militärauto gerettet, aber von seiner Frau keine Nachricht. Traf Apotheker Kurt dort. Er sagt Kolberg ist fast ganz zerschossen. Auch die Trecks in der Maikulhle stark beschossen (Anm. In der Nach von 4. Auf den 5.3. wurde vom Ortsgruppenleiter G. bekannt gegeben, dass ein schwerer Beschuss der Stadt Kolberg bevorsteht. Alle Zivilpersonen sollten am Strand entlang Strand in Richtung Maikuhle fliehen. Eine Fehlentscheidung, denn genau diese Flüchtenden gerieten ins feindliche Feuer…)  Meine Hoffnung auf ein Wiedersehen mit euch schwindet. Bin sehr aufgeregt. Edith hat versagt. Auf ihre Umsicht und Sicherheit hatte ich gehofft. Nun ist eingetreten, was ich im Falle eines Falles so schwer abgeraten und verboten hatte. Was soll ich jetzt unternehmen? Seid ihr weitergekommen? Seid ihr erschossen in der Maikuhle?

3-4- Sehr trauriges Osterfest hinter uns. Das traurigste meines Lebens. 4.4. Otto D. bekommt Nachricht, dass seine Familie in Waren in Mecklenburg ist. Ich bin noch trauriger. 5.4. Brief von Gretel aus Lübeck. Sie weiß nichts von euch. Ich halte es nicht mehr aus. Brief von Oma Apmann. Unsere beiden Häuser in Kolberg abgebrannt.
7.4. Rückfahrt nach Stettin Glambecksee. Sollen nicht mehr raus. Wer unverwundet in Gefangenschaft geht wird erschossen oder der Familie wird Unterstützung entzogen. Befehl von Gauleiter Schwede-Coburg.

8.4. Haben gute Quartiere, aber Essen sehr schlecht. 9.4. Vollkommen Waffenruhe, sehr unheimlich. Nur Aufklärer über uns. Keine Nachricht von euch. Meine Unruhe steigert sich ins Unendliche. Müssen unter Beschuss für Schwede-Coburg 12.000 Flaschen Kognak von der Last a.die (?) holen. Wir haben aber Verluste.
11.4. Keine Nachricht, kein Hoffnungsschimmer. Mehrere Kameraden haben Nachricht von ihren Familien. 12.3. Arie-Feuer setzt zu. Man kann die Granaten draußen hören, doch hoffentlich sehen wir uns wieder. 13.4. Geschützdonner Tag u. Nacht. Keine Nachricht von euch. Lebt Wohl! Gedenket meiner wenn eine Granate für mich bestimmt ist.

14.4. Geschützdonner immer stärker. Überall vor u. dicht bei uns große Brände. 25.4. Muttis Geburtstag. Der schwerste Tag meines Lebens. Habe geweint. Gedenke Dein den ganzen Tag. Kann nicht essen noch trinken Mehrere Kameraden bekommen Post von ihren Angehörigen. Das macht mich noch trauriger. 16.3. Bombenabwürfe in unmittelbarer Nähe. Den ganzen Tag Fliegerangriffe mit Bordwaffen u. Bomben. Wir sind gleichgültig geworden, es rührt uns nicht mehr. Keiner geht in den Luftschutzkeller. Jeden Tag Verluste. Nur ein Gedanke, sehen wir uns wieder?

17.4. Habe am Glambeksee geangelt um eine Zerstreuung zu haben. 18.4. Artilleriefeuer u. Fliegerangriffe verstärken sich von beiden Seiten. Wie geht’s euch? 19.4. Abfahrt mit D. nach Waren 150km. 20:00 Uhr Ankunft bei seiner Familie. Fragt keiner wie mir zu Mute war. 20.4. In Waren den ganzen Tag Alarm u. Beschuss von russischen Fliegern. Gedenke Eurer. 21.4. In Waren Bombenabwürfe, keine erheblichen Schäden. In Gedanken bin ich bei euch. 22.4. nach dem elenden Glambecksee zurück. Unterwegs aus dem Auto raus in Deckung, da große Fliegergeschwader über uns. Luftkämpfe. Kommen wir noch nach Stettin?
23.4. Dörfer u. Städte vor uns brennen. Alles flieht! Wir müssen vorwärts, näher an den Russen zwischen Artilleriestellung. Schwer Beschuss. Tote u. viele Verwundete. 24.4. Beschuss den ganzen Tag. Trotzdem habe ich wegen Übermüdung die ganze Nacht geschlafen. 25.4. Abrücken mit unbekanntem Ziel. 26.4. Kühe gekauft u. geschlachtet. Essen seit Wochen das erste Mal sehr gut.
27.4. Nachts Abfahrt über Torgelow nach Hammer. Den ganzen Tag Panzer u. Artillerie u. Fliegerkämpfe vor und hinter uns. 28.4. keine Stunde Schlaf im Auto. Sofort weiterfahren ohne Schlaf nach Eichhof. 28.4. Dort der Russe so nah. Fahren sofort weiter nach Kagendorf bei Regen u. ohne Licht. Lebensgefährliche Fahrt, wurde dreimal angefahren. 29.4. Hans K. hat uns mit 2 Fahrzeugen und mehreren Leute eigenmächtig verlassen u. ist ausgerissen. Er wird immer gefährlicher.
30.4. Drei Tage kein Schlaf, nur 1-2 Stunden im Auto. Nachbardorf Dücherow schwer bombardiert. Abfahrt nach Demmin. 2 Stunden im Schweinebüdel geschlafen. Dort nachts schwerer Fliegerangriff. Wie geht es euch? 1.5. In Neukalen den schwersten Angriff durch Flieger. Eine Bombe 10m rechts u. eine 6 m links von mir eingeschlagen. Unser Wagen hob sich hoch u. saß im Dreck. Eine Frau am Kopf verletzt. Die Frau ins Krankenhaus nach Teterow gefahren. Teterow bombardiert.

2.5. Dauerndes Fahren über Wokern, Güstrow, Hohenspenz, Schwen, Bützow, Lübberdorf, Neu-Kloster, Reinsdorf u. Ventschow. Hier Beschuss. Autos kaputt u. Pferde tot. Nach Bad Kleinen u. Dambeck. Hier von den Amerikanern festgehalten. 4.5. Trafen hier V. und S. aus Kolberg. Am 6.5. nach Hof Kneese. Nachts im Kuhstall. Am nächsten Tag konnten wir mit Rädern weiterschieben, aber nur Landwege. Es war schwerer Lehm u. sehr aufgefahren. 7.5. Habe schweren Durchfall, dazu dieser Tag sehr heiß. Es wurde mir schwarz vor Augen. Aber immer weiter Richtung Lübeck über Dörfer, mal vorwärts, mal rückwärts.

8.5. Chausseen waren verboten zu befahren. Weiter über Pogetz, Marienmühle, Parlow, Raddiesdorf usw. in starker Gefahr unsere Sachen zu verlieren. Vielen Flüchtenden war alles abgenommen worden. Am 9. Mai 8 Uhr morgens schoben wir abgehetzt u. vollständig kaputt in Lübeck ein. Gehen zu Gretel Apmann.  Wurden freundlich aufgenommen. 10.5. Oma Apmann war bei Grete Apmann ausgezogen. Ich stelle fest, dass keine Kartoffeln im Keller. Versuche zu beschaffen, aber vergeblich.
11.5. Fahre zu Oma Apmann. Sie gibt mir Adressen von Kolbergerin Frau M. Gehe hin u. bekomme von ihrem Schwager, der eine Kunsthonigfabrik hat, 20 Kartoffeln u. Honig. Erster Anfang! 13.5. Wir finden mehr Kolberger: D., M. u. Hugo B. 14.5. Bekomme auf meine und D. Karten 30 Kartoffeln. Gretes Karten sind längst verbraucht. Wenn wir nich gekommen wären, hätte sie keine Kartoffeln gehabt. Ich denke an unser Kolberg. Wo mögt ihr bloß sein? Kommt doch bald.

15.5. Grete hat kein Holz u. Kohlen im Keller. Suchen alles zusammen, zersägen u. hauen es. Bin sehr traurig. Was machen Mausi und Bolli (Anm. seine Kinder Angelika und Erst). 17.5. D. u. ich besuchen Hugo B. in Hauberge. Bekommen von ihm 4 Brote. Eins habe ich Oma gegeben. Treffen mehr Kolberger…. (Anm. Hier enden die Aufzeichnungen)

Es sollte noch fast ein Jahr dauern, bis er erfuhr, dass seine Familie überlebt hatte und er sie in Reinbek bei Hamburg wiedersehen konnte.

Danke, dass Du das Tagebuch gelesen hast. Wenn Du denkst, dass mehr Menschen das lesen sollten, darfst Du die Seite natürlich teilen!

Vielen Dank,
Dein WU

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