Wow… der letzte Beitrag ist echt schon sehr lange her. Wie kommt das? Tja… es viel passiert in der Zwischenzeit. „Der Wu“ existiert nicht mehr! Ich existiere natürlich physisch schon noch, aber ich habe meinen Namen geändert. Ich heiße jetzt eigentlich „Der Sei-Wu“ aber das hört dich ziemlich bekloppt an, daher bleibe ich bei „Der Wu“! Wieso ich einen neuen Nachnamen habe, kannst Du Dir wahrscheinlich denken: Ich habe geheiratet. Hurra!
„Na herzlichen Glückwunsch! Und das zu Zeiten von Corona? Tolle Wurst!“, denkst Du Dir sicher. Da haben wir also dieses Wort, das ich eigentlich vermeiden wollte, weil es unser aller Leben in der letzten Zeit so sehr bestimmt: WURST! Natürlich NICHT! Ich meine selbstverständlich Corona, Covid 19, die Seuche, die Pandemie. Ja, das belastet uns alle sehr, aber unser letztes Jahr hat erstaunlich wenig damit zu tun. Warte ab!
Ja, wir hatte die letzte große Party vor dem ersten Lockdown! Wir gaben eine riesige 90er Jahre Motto-Party, wo wir uns zu Britney Spears umarmen konnten, bei Take That mitgesungen und bei N*Sync getanzt haben. Es war ein heiden Spaß! Mein Schatz, der eigentlich ein ziemlicher Tanzmuffel ist, ging mit mir wochenlang zu einem Tanztrainer, der mit uns in mühevoller Arbeit eine Choreografie einstudiert hat. Das war ganz schön schweißtreibend für uns, aber ganz sicher noch viel mehr für Roman Levitas von Hochzeitstanz Hamburg.
Du willst den Tanz sehen? Aber gerne doch!
Nach der großen Party gingen wir auf Hochzeitsreise in den Teutoburger Wald. Das hört sich erstmal ziemlich unspannend an, aber wir wollten natürlich unsere Hundemaus Tinka mitnehmen und daher kommen ja große Reise nicht so wirklich in Frage, außerdem hatten wir nur eine Woche Zeit und da wollten wir nicht schon 2-3 Tage nur für die Anreise opfern. Außerdem ist es da auch sehr schön! So!
Wir haben die Extern Steine besichtigt. Eine machtvolle Steinformation, von der ich mir doch etwas mehr erhofft hatte. Nun ja, die Wanderung durch die Wälder dorthin war sehr schön, leider war es ARSCHKALT und wir haben uns sehnlichst auf einen heißen Kaffee gefreut, aber nix da! Da wir außerhalb der Saison dort waren, hatte das ortsansässige Café leider geschlossen. War dies schon eine Vorahnung auf das was kommen sollte? Hat das Café überhaupt öffnen können? Wir vermuten nicht.
Als das öffentliche und berufliche Leben nun allerorten immer weiter heruntergefahren wurde und die Leute ins HomeOffice verschwanden, änderte sich bei uns beiden nicht viel. Wir fuhren fleißig weiter täglich ins Büro. Wir konnten uns immer weniger mit Freunden treffen und wir mussten uns für den Sommerurlaub auch eine Alternative ausdenken: Wir mieteten uns ein Floß und befuhren die Mecklenburgische Seenplatte.
Wenn Du mehr darüber erfahren willst, hinterlasse uns gerne eine Nachricht in den Kommentaren unten!
In dieser Zeit reifte in uns die Sehnsucht nach Ruhe und dem Landleben. Wir hatten nun lange genug in Stadt gelebt. Ja, wir hatte einen Schrebergarten mit viel Grün und Ruhe, allerdings musste man dort auch hinfahren, konnte abends nichts liegen lassen, es musste immer einer nach einem Bierchen STOP sagen, damit wir auch sicher nach Hause kamen. Wollten wir den Schritt wagen? Raus aus der Stadt? Ein Haus mieten oder doch kaufen? Und wenn ja, WO? Ich suchte also über Tage und Stunden nach der passenden Immobilie und nervte meinen Schatz etwas mit den ganzen Besichtigungen, aber wir haben unser Traumhaus gefunden!
Wenn schon Dorf, dann richtig. Unser Traum vom Eigenheim mit Garten steht in Hollern-Twielenfleth, direkt hinterm Elbdeich im „Alten Land“. Der Ort hat etwas über 3.000 Einwohner und ist umgeben von unzähligen Obsthöfen mit tausenden Apfel- und Kirschbäumen. Wir haben das Haus innen schön renoviert und sind im Dezember eingezogen. Jetzt verstehst Du sicher, warum wir uns so lange nicht gemeldet haben:
Es war einfach sau viel los bei uns!
Ihr werdet jetzt also sicher in Zukunft einiges über das Alte Land am Elbstrom zwischen Hamburg und Stade lesen und als erster wollen wir Dir eine wunderschöne Fahrradtour empfehlen!
Das war es aber für heute! Wir bekommen gleich besuch von ganz lieben Freunden. Da wir gestern einen ekligen Nasenabstrichtest gemacht haben und nachweislich negativ sind, wagen wir das heute mal. Man wird ja bekloppt, wenn man die besten Freunde seit Dezember nicht mehr gesehen hat!
Damit wünschen wir Dir ein wundervolles Wochenende mit lecker Kaffee und Kuchen und guten Freunden, egal ob virtuell, persönlich oder in Gedanken!
Ich habe vor ein paar Monaten von meiner Tante die Abschrift des Kriegstagebuchs meines Urgroßvater bekommen. Diese Abschrift hat die Schwester meines Großvaters verfasst und ihm 1955 übergeben.
Wieso veröffentliche ich diese sehr persönliche Familiengeschichte? In der heutigen Zeit finde ich es beängstigend wie viel Macht rechte Populisten und rechtsradikale Parteien erhalten. Mit dieser Veröffentlichung möchte ich einen kleinen Schritt dazu beitragen, dass der ein oder andere vielleicht mal ein bisschen darüber nachdenkt. Meine Vorfahren waren Flüchtlinge! Genau! Nicht aus dem Nahen Osten oder Afrika, sondern aus Kolberg, dem heutigen Kołobrzeg in Polen. Sie wurden aufgenommen, man half ihnen und man half sich untereinander! Kolberger halfen Kolbergern, denn man kannte sich. Wenn dies heute gemacht wird, spricht man oft von Parallelgesellschaften, die sich bilden. Der einzige Unterschied ist, dass man damals zufällig die selbe Sprache gesprochen hat, aber etwas anderes war das nicht! Auch dank des Konstrukts Europa (mag es nun in vielen Bereichen gut und in manchen nicht so gelungen sein) leben wir in Frieden. Krieg ist für die meisten uns zum Glück etwas völlig Surreales und weit Entferntes. Mit dieser sehr persönlichen Geschichte möchte ich euch mitnehmen auf eine schwere Reise.
Wehret den Anfängen! Nie wieder Krieg! Das wäre mein Traum!
Was der Vater hier aufgezeichnet, ist mehr als nur Erinnerung. Jedes Wort, das er Dir schrieb, bedeutet Kampf nach schwerer, durchlebter Zeit; und hier spricht er mit dem pommerschen Dichterwort: Mein Leben war ein Ringen von morgens früh bis abends spät. An jedem Tag die gleiche Frage: Kannst Du es zwingen? Und immer sah der Glaube: ES GEHT!
Mein lieber Bruder! Unser lieber Vater hat während der letzten Kriegs- u. Nachkriegsmonate des uns allen unvergesslichen grausamen Krieges 1939-1945 ein Tagebuch geführt. Am 21. Januar 1945 wurde Vater zum Volkssturm eingezogen, dort beginnen seine Notizen. Aus diesen Notizen will ich für Dich ein Tagebuch gestalten, welches auch für Deine Familie eine Erinnerung an die Leidenszeit Deines Vaters sein soll. Auch Deine liebe Mutter, meine beiden Kinder und ich mussten am 4. März 1945 unser geliebtes Kolberg verlassen. Ein Jahr waren wir auf der Flucht und wurden von den Russen u. Polen von Ort zu Ort gehetzt, ohne eine Nachricht von unserem lieben Vater und von Dir. Erst am 22. März 1946 konnten wir unseren lieben Vater in Reinbek wiedersehen. Durch ihn erfuhren wir auch, dass Du lebst und mit Deiner lieben Familie in Konstanz-Egg wohnst. Mögest Du, mein lieber Bruder, die Worte alle so verstehen, wie sie unserem lieben Vater aus dem Herzen gekommen sind. In Liebe geschrieben von Deiner Schwester Editha Reinbek im April 1955
Das Tagebuch unseres Vaters
1945-1946
Sonntag, den 21. Jan. 1945 Der Krieg spitzt sich immer mehr zu. Werde zum Volkssturm eingezogen. Erste Fahrt nach Belgard. Am 22.1. nach Kolberg zurück. Verbandszeug geholt. 23.1. nach Belgard. Am 24.1. nach Tempelburg. Im Deutschen Haus auf dem Fußboden geschlafen. Bin sehr kaputt. 25.1. Fahrt nach Deutsch-Krone. Liegen im Schnee fest. Die Straßen mit Trecks u. Flüchtlingen verstopft. 20° Kälte. Unterkunft im Kino, frieren sehr. 26.1. Fahrt nach Schneidemühl Schwerer Beschuss. Fünf Autos kaputt. 27.1. Schneidemühl brennt. Fliegerangriff in Dt.-Krone. Es wird jeden Tag kritischer. Unsere Führer leben in Saus und Braus. 28.1. Dauerbeschuss. 29.1. Beschuss wird stärker. Nachts vier Mal raus. Viel Schnee, die Füße frieren. Geschosse schlagen 30-50 Meter von uns ein. Bin alleine draußen. Umgebung von Dt.-Krone brennt. Soll das so weiter gehen? 30.1. Einschläge dichter neben uns. Laufend Alarm. 31.1. Abmarsch unter schwerem Beschuss nach Märkisch-Friedland. Quartier im Pferdestall. Sehr gefroren. Bin erkältet u. habe schweren Durchfall. Am 3. Februar 5 Tage Sonderurlaub nach Kolberg. Edith (Anm. seine Tochter) führt das Geschäft alleine. Braucht dringend Unterstützung, da ich alle Wehrmachtskantinen beliefern muss (Anm. Mein Urgroßvater hatte in Kolberg eine Kolonialwaren- und Tabakhandlung). 7.2. Abfahrt von Kolberg nach Falkenburg mit dem Omnibus. Die Nacht in Dramburg. 8.2. Müssen Verwundete fahren. 9.2. Tausende Menschen, Frauen und Kinder sind auch der Flucht nach Westen. 10.2. 2 Uhr nachts Alarm. Abfahrt nach Falkenburg R.A.D.-Lager (Anm. Reichsarbeitsdienst-Lager). Schwere Fahrt an den Flüchtlingstrecks vorbei. Ein Autozusammenstoß. Unterkunft im Speisesaal. Falkenburg von Fliegern. 11.2. Weiter starken Beschuss. 12.2. Fahrt über Dramburg nach Schivelbein. 13.2. Nach Kolberg mit Otto D.. 14.-16.2. in Kolberg. Mutter, Editha und die Kinder freuen sich. 17.2. zurück nach Schivelbein. Bis 25.2. in Schivelbein. Alarm u. Fliegerangriffe. Bahnhof stark beschossen. 26.2. K. aus Stettin bei uns. 27.2. K. redet und fährt ab. 28.2. nach Kolberg mit D.. 1.3. zu Hause.
2.3. Edith und Angelika Geburtstag. Ernst am 28.2.
Am 3.3. Abfahrt nach Schivelbein. Beschuss durch Panzer. 28 Fahrzeuge mit Flüchtlingen zerschossen. Fahrt nach Stettin 78 Mann verloren. Habe D. und mich unter schwerstem Beschuss gerettet. Da keine Fahrzeuge, konnten wir unsere Familien nicht aus Kolberg rausholen. 4.3. Tag und Nach gefahren. 28 Stunden bis Stettin. Drei Tage und drei Nächte ohne Schlaf. 5.3. Trotzdem gingen sofort nach Abladen der Flüchtlinge drei Fahrzeuge Richtung Kolberg um unsere Familien dort rauszuholen. Kamen aber nur bis Demmin. Der Russe war bis zur Ostsee vorgestoßen. Die Trecks unterwegs schwer beschossen. Unsere Fahrer ebenfalls. Sehr trübe und schwere Tage für mich. Wird die Rettung unsere Familien gelingen? Ich kann nicht mehr denken. 6.3.45 Die Autos wohl nicht zurück. Alles in großer Aufregung. Fliegeralarm. 7.3. Schweres Artilleriefeuer Richtung Stettin u Gallnow. Große Feuerscheine zu sehen. Unsere Wagen noch nicht zurück. 8.3. Unsere Sorge steigt ins Unermessliche. Ein Melder berichtet, unsere Fahrzeuge sollen in Anklam sein. 9.3. Fahrer G. bringt uns die niederschmetternde Nachricht, dass sie nicht mehr nach Kolberg reingekommen sind. 19.3. Otto D. fährt nach Swinemünde. Die leeren Wagen kommen zurück. Tante Else in Stettin besucht, sie hat unsere Wäsche gewaschen. Wir haben für die Frauen gesorgt. Schweres Artillerie-Feuer. Große Brände. Dauernd Fliegeralarm. 12.3. Große Fliegergeschwader über uns. Artillerie schießt Tag und Nacht. Swinemünde schwer bombardiert. Sehr Trecks getroffen. Wo mag meine liebe Familie sein? Leben sie noch? Ich bin schwermütig. 13.3. Wir haben Wagen zur Rettung nach Swinemünde geschickt. Keine Nachricht über meine Familie. 14.3. Keiner bringt Nachricht über meine Familie. Wir alle sehr niedergeschlagen. Ist nun alles aus? 15.3. Fliegeralarm am laufenden Band u. schweres Artilleriefeuer. Wir möchten gerne helfen und können es nicht. 16.3. Das Artilleriefeuer wird stärker. Trommelfeuer Tag und Nacht. Keine Nachricht von meinen Lieben. 17.3. Erste Löhnung pro Tag 1,-RM. 68,- RM. Arie-Feuer geht weiter. 18.3. Kolberg wird laut Radio von Marine geräumt. Ob meine Familie dabei ist? Sie werden doch nicht mit im Treck gegangen sein. War nach Stettin bei Else, dort auch keine Nachricht von Mutti. 19.3. Der Russe hat Finkenwalde besetzt. Stettin unter schwerem Beschuss. Ob Else raus muss, weiß sie noch nicht. Habe ihr Lebensmittel mitgenommen. Wir denken nur an Euch, kommt her? 20.3. Unsere Fahrzeuge in Stettin schwer beschossen. Keine Verluste. Keine Post von euch. Bin sehr krank. 39° Fieber. 21.3. Abmarsch nach Meiersberg. Lauter Flüchtlinge geladen. Straßen mit Flüchtlingen verstopft. 23.3. Unterkunft bei Richard K.. Schlafe mit Decken auf Harmonikabettstelle (Anm. ausziehbares Bett, vermutl. Feldbett) Zimmer geheizt. Denke an Euch! 24.3. Auto repariert. Keine Post von Familie. 25.3. Ermittlung an alle vorpommerschen Städte nach unseren Angehörigen angestellt.
26.3. Noch immer keine Post von meinen lieben Angehörigen. Was ist bloß geschehen. Ist nun alles zu Ende? Was soll ich noch alleine auf dieser Jammerwelt? Von Heinz (mein Opa) auch keine Nachricht. Wie mag es ihm gehen? Wohnt er noch in Konstanz?
27.3. Vergebliches Warten auf Post. Womit haben wir dieses Los verdient? Es geht doch alles zu Ende! Deutschland ist nicht mehr zu retten. 28.3. Die Unruhe steigt. Ich schrecke aus dem Schlaf hoch. Kann vor Grübeln nicht mehr schlafen. 29.3. Von Oma Apmann einen Brief aus Lübeck bekommen. Sie teilt mir mit, dass meine Lieben mit Marichen u. Kindern u. Fam. T. im Treck sind. Bin sehr unglücklich. Wie konntet ihr dies machen? 30.3. Nachricht von Oma, dass Herr T. in Ückermünde ist.
31.3. Fahre zu Rudolf T. Erfahre von ihm, dass Ihr alle im Treck seid. Er durch Militärauto gerettet, aber von seiner Frau keine Nachricht. Traf Apotheker Kurt dort. Er sagt Kolberg ist fast ganz zerschossen. Auch die Trecks in der Maikulhle stark beschossen (Anm. In der Nach von 4. Auf den 5.3. wurde vom Ortsgruppenleiter G. bekannt gegeben, dass ein schwerer Beschuss der Stadt Kolberg bevorsteht. Alle Zivilpersonen sollten am Strand entlang Strand in Richtung Maikuhle fliehen. Eine Fehlentscheidung, denn genau diese Flüchtenden gerieten ins feindliche Feuer…) Meine Hoffnung auf ein Wiedersehen mit euch schwindet. Bin sehr aufgeregt. Edith hat versagt. Auf ihre Umsicht und Sicherheit hatte ich gehofft. Nun ist eingetreten, was ich im Falle eines Falles so schwer abgeraten und verboten hatte. Was soll ich jetzt unternehmen? Seid ihr weitergekommen? Seid ihr erschossen in der Maikuhle?
3-4- Sehr trauriges Osterfest hinter uns. Das traurigste meines Lebens. 4.4. Otto D. bekommt Nachricht, dass seine Familie in Waren in Mecklenburg ist. Ich bin noch trauriger. 5.4. Brief von Gretel aus Lübeck. Sie weiß nichts von euch. Ich halte es nicht mehr aus. Brief von Oma Apmann. Unsere beiden Häuser in Kolberg abgebrannt. 7.4. Rückfahrt nach Stettin Glambecksee. Sollen nicht mehr raus. Wer unverwundet in Gefangenschaft geht wird erschossen oder der Familie wird Unterstützung entzogen. Befehl von Gauleiter Schwede-Coburg.
8.4. Haben gute Quartiere, aber Essen sehr schlecht. 9.4. Vollkommen Waffenruhe, sehr unheimlich. Nur Aufklärer über uns. Keine Nachricht von euch. Meine Unruhe steigert sich ins Unendliche. Müssen unter Beschuss für Schwede-Coburg 12.000 Flaschen Kognak von der Last a.die (?) holen. Wir haben aber Verluste. 11.4. Keine Nachricht, kein Hoffnungsschimmer. Mehrere Kameraden haben Nachricht von ihren Familien. 12.3. Arie-Feuer setzt zu. Man kann die Granaten draußen hören, doch hoffentlich sehen wir uns wieder. 13.4. Geschützdonner Tag u. Nacht. Keine Nachricht von euch. Lebt Wohl! Gedenket meiner wenn eine Granate für mich bestimmt ist.
14.4. Geschützdonner immer stärker. Überall vor u. dicht bei uns große Brände. 25.4. Muttis Geburtstag. Der schwerste Tag meines Lebens. Habe geweint. Gedenke Dein den ganzen Tag. Kann nicht essen noch trinken Mehrere Kameraden bekommen Post von ihren Angehörigen. Das macht mich noch trauriger. 16.3. Bombenabwürfe in unmittelbarer Nähe. Den ganzen Tag Fliegerangriffe mit Bordwaffen u. Bomben. Wir sind gleichgültig geworden, es rührt uns nicht mehr. Keiner geht in den Luftschutzkeller. Jeden Tag Verluste. Nur ein Gedanke, sehen wir uns wieder?
17.4. Habe am Glambeksee geangelt um eine Zerstreuung zu haben. 18.4. Artilleriefeuer u. Fliegerangriffe verstärken sich von beiden Seiten. Wie geht’s euch? 19.4. Abfahrt mit D. nach Waren 150km. 20:00 Uhr Ankunft bei seiner Familie. Fragt keiner wie mir zu Mute war. 20.4. In Waren den ganzen Tag Alarm u. Beschuss von russischen Fliegern. Gedenke Eurer. 21.4. In Waren Bombenabwürfe, keine erheblichen Schäden. In Gedanken bin ich bei euch. 22.4. nach dem elenden Glambecksee zurück. Unterwegs aus dem Auto raus in Deckung, da große Fliegergeschwader über uns. Luftkämpfe. Kommen wir noch nach Stettin? 23.4. Dörfer u. Städte vor uns brennen. Alles flieht! Wir müssen vorwärts, näher an den Russen zwischen Artilleriestellung. Schwer Beschuss. Tote u. viele Verwundete. 24.4. Beschuss den ganzen Tag. Trotzdem habe ich wegen Übermüdung die ganze Nacht geschlafen. 25.4. Abrücken mit unbekanntem Ziel. 26.4. Kühe gekauft u. geschlachtet. Essen seit Wochen das erste Mal sehr gut. 27.4. Nachts Abfahrt über Torgelow nach Hammer. Den ganzen Tag Panzer u. Artillerie u. Fliegerkämpfe vor und hinter uns. 28.4. keine Stunde Schlaf im Auto. Sofort weiterfahren ohne Schlaf nach Eichhof. 28.4. Dort der Russe so nah. Fahren sofort weiter nach Kagendorf bei Regen u. ohne Licht. Lebensgefährliche Fahrt, wurde dreimal angefahren. 29.4. Hans K. hat uns mit 2 Fahrzeugen und mehreren Leute eigenmächtig verlassen u. ist ausgerissen. Er wird immer gefährlicher. 30.4. Drei Tage kein Schlaf, nur 1-2 Stunden im Auto. Nachbardorf Dücherow schwer bombardiert. Abfahrt nach Demmin. 2 Stunden im Schweinebüdel geschlafen. Dort nachts schwerer Fliegerangriff. Wie geht es euch? 1.5. In Neukalen den schwersten Angriff durch Flieger. Eine Bombe 10m rechts u. eine 6 m links von mir eingeschlagen. Unser Wagen hob sich hoch u. saß im Dreck. Eine Frau am Kopf verletzt. Die Frau ins Krankenhaus nach Teterow gefahren. Teterow bombardiert.
2.5. Dauerndes Fahren über Wokern, Güstrow, Hohenspenz, Schwen, Bützow, Lübberdorf, Neu-Kloster, Reinsdorf u. Ventschow. Hier Beschuss. Autos kaputt u. Pferde tot. Nach Bad Kleinen u. Dambeck. Hier von den Amerikanern festgehalten. 4.5. Trafen hier V. und S. aus Kolberg. Am 6.5. nach Hof Kneese. Nachts im Kuhstall. Am nächsten Tag konnten wir mit Rädern weiterschieben, aber nur Landwege. Es war schwerer Lehm u. sehr aufgefahren. 7.5. Habe schweren Durchfall, dazu dieser Tag sehr heiß. Es wurde mir schwarz vor Augen. Aber immer weiter Richtung Lübeck über Dörfer, mal vorwärts, mal rückwärts.
8.5. Chausseen waren verboten zu befahren. Weiter über Pogetz, Marienmühle, Parlow, Raddiesdorf usw. in starker Gefahr unsere Sachen zu verlieren. Vielen Flüchtenden war alles abgenommen worden. Am 9. Mai 8 Uhr morgens schoben wir abgehetzt u. vollständig kaputt in Lübeck ein. Gehen zu Gretel Apmann. Wurden freundlich aufgenommen. 10.5. Oma Apmann war bei Grete Apmann ausgezogen. Ich stelle fest, dass keine Kartoffeln im Keller. Versuche zu beschaffen, aber vergeblich. 11.5. Fahre zu Oma Apmann. Sie gibt mir Adressen von Kolbergerin Frau M. Gehe hin u. bekomme von ihrem Schwager, der eine Kunsthonigfabrik hat, 20 Kartoffeln u. Honig. Erster Anfang! 13.5. Wir finden mehr Kolberger: D., M. u. Hugo B. 14.5. Bekomme auf meine und D. Karten 30 Kartoffeln. Gretes Karten sind längst verbraucht. Wenn wir nich gekommen wären, hätte sie keine Kartoffeln gehabt. Ich denke an unser Kolberg. Wo mögt ihr bloß sein? Kommt doch bald.
15.5. Grete hat kein Holz u. Kohlen im Keller. Suchen alles zusammen, zersägen u. hauen es. Bin sehr traurig. Was machen Mausi und Bolli (Anm. seine Kinder Angelika und Erst). 17.5. D. u. ich besuchen Hugo B. in Hauberge. Bekommen von ihm 4 Brote. Eins habe ich Oma gegeben. Treffen mehr Kolberger…. (Anm. Hier enden die Aufzeichnungen)
Es sollte noch fast ein Jahr dauern, bis er erfuhr, dass seine Familie überlebt hatte und er sie in Reinbek bei Hamburg wiedersehen konnte.
Danke, dass Du das Tagebuch gelesen hast. Wenn Du denkst, dass mehr Menschen das lesen sollten, darfst Du die Seite natürlich teilen!
Ich bin um den Bocksberg gelaufen und hab es nicht mal bemerkt
Dieses Mal hat mich nicht die Wander-App auf diesen Rundweg gebracht sondern ein Steuerberater. Unser Firmen-Steuerberater hat erfahren, dass ich gerne wandere und mir die Gegend in Siegen-Wittgenstein sehr gerne anschaue. Vor kurze hat er mir gesagt, dass ich unbedingt zum Forsthaus Hohenroth gehen soll, besonders zur Hirschbrunft. Eigentlich wollte ich letztes Wochenende schon hin, aber da hatte mich die Lust verlassen und ich musste das Sofa hüten. Da ich gerade wieder eine TV-Serie suchte, machte dies gar nichts aus. Heute habe ich mich aber aufgerafft und bin ca 40 Minuten nacht Netphen gefahren. Nach einem kurvenreichen Anstieg parkte ich auf dem großzügigen auf Wandergäste perfekt vorbereiteten Parkplatz. Ich fuhr die Wanderstöcke aus, startete die Wander-App, denn da gab es natürlich einen Rundwanderweg. Die App hätte ich gar nicht gebraucht, denn der Weg ist phantastisch ausgeschildert.
Der Rundweg ist nicht nur prima ausgeschildert, es gibt sogar Tafeln mit QR-Codes, die einem in kurzen und interessanten Texten erzählen, wo man sich gerade befindet. Leider ist unterwegs der Handy-Empfang zum Teil komplett weg war. Da bringt der QR-Code natürlich recht wenig. Aber auf der Seite www.rothaarsteig.de kann man sich alle Audiodateien schon vorher runterladen. Der Rundweg führt entlang eines bodenlehrpfades, wo man allerhand interessates über die Böden, Flora und Fauna erfährt. Damit auch sieht, wovon die Rede ist, sind an verschiedenen Stellen Gruben gegraben, die den Blick in den beschriebenen Boden freigeben.
Erinnert ihr euch noch an Kyrill?
Das Orkantief Kyrill wütete 2007 in der Nacht vom 18. auf den 19. Januar und brachte über 2,5 Millionen Bäume zu Fall. Es hat also eine unglaubliche Verwüstung hinterlassen, vorallem in den Höhenlagen des Rothaargebirges. Es hat über 15 Monate gedauert, bis man alle gefallenen Bäume „verarbeitet“ hatte. Einen Bereich von 3ha hat man allerdings gelassen, wie er war, um zu sehen wie die Selbstheilungskräfte der Natur sind und wie sich sich ohne menschliches Zutun regeneriert. Durch dieses Areal führ der Kyrillpfad über Stock, Stein und umgefallene Bäume. Das ist richtig spannend, zum Teil sehr unwegsam. Aber man hat in die Umgestürzten Bäume kleine Treppen gesägt oder Brücken gebaut. Was für eine irre Erfahrung. Tolle Arbeit, die da geleistet wurde.
Nachdem man wieder zurück auf dem Rundweg ist, kommt man relativ schnell zur Ederquelle. Zumindest steht das auf einem Schild und auf einem Stein, aber ich habe nichts gesehen… Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. So ein sprudelndes Quellchen, aber man merkt nur, dass der Boden feuchter wird. Nach ein paar hundert Metern ist dann irgendwann ein Moor an Wegesrand und dann sieht man das erste Mal ein kleines Bächlein. Die Eder kennt man vielleicht vom Ederstausee und die mündet dann bei Kassel in die Fulda.
Nachdem durch den Wald gelaufen ist, öffnet sich der Blick und man ist in der Mitte. In der Mitte des Kreises…Siegen-Wittgenstein. Muss man auch mal gewesen sein, wenn man schon mal da ist… oder auch nicht. Das ist nur ein Felsbrocken, der nicht mal aus der direkten gegend kommt, sondern da mehrere Kilometer hingebracht wurde… nicht dass es schon genug Steine da gäbe… nunja… so sind se halt, die Siegen-Wittgensteiner. Sehr liebenswürdig aber auch ein bisschen seltsam. Wahrscheinlich fühle ich mich genau deswegen so wohl da. 😉
Der Weg führte immer weiter bergab. Wer meinen Blog kennt, kann sich vorstellen welche Panik in dem Moment in mir hochstieg, denn durch die letzten Wanderungen habe ich eines gelernt: Wer den Berg runter läuft, muss auch wieder hoch, weil da das Auto steht. Ich kann euch aber beruhigen, die Panik war unbegründet. Der Weg steigt sehr gemächlich an. Zum Glück für den Weg, sonst hätte ich den verflucht, wie es nur eine alte Sinti-Mama kann! Irgendwann bemerkt man an der rechten Seite einen Maschendrahtzaun, aber ohne Knallerbsenstrauch. Da beginnt das riesige Rotwild-Gehege, dass zum Forsthaus gehört, also war ich nicht mehr weit von meinem Start- und Zielpunkt entfernt.
Ich strängte meine Augen an, sah aber kein Rotwild. Ich hörte aber in der Ferne das Röhren der Hirsche. Davon hatte der Steuerberater erzählt. Die Geräuschkulisse war wirklich Wahnsinn. Nach einer Wegbiegeung sah ich das Forsthaus Hohenroth und dahinter stand die Herde mit diesen eleganten Tieren. Ein Hirsch stand abseits der Herde, denn dort befand sich schon ein anderer Bursche. Die beiden röhrten sich unentwegt an. Wahrscheinlich stritten sie, wer die Ladies bekommt. Also ich hätte die ja dem anderen überlassen, aber ich bin ja kein Hirsch und mich fragt auch niemand. Beim Forsthaus gibt es das Waldcafé, aber das hat erst ab 14:00 geöffnet und ich war zu früh. Es sollte nicht sein, aber ich hatte genug Proviant dabei, also war das auch nicht wirklich nötig. Im Forsthaus gibt es ein Informationszentrum, aber das hatte auch noch zu. Dort kann man Führungen zu den unterschiedlichsten Themen buchen.
Wieder zurück an meinem Auto, begab ich mich wieder auf den Heimweg. Was für ein schöner Tag in der Natur und während der letzten warmen Tage dieses Jahr.
Der Rundweg wird übrigens auch im Winter geräumt, damit man in den verschneiten Wald gehen kann. Was für ein Luxus. Ich kann diesen Rundweg wirklich empfehlen! Von der Schwierigkeit her würde ich sagen: leicht bis mittel, je nachdem ob man den Kyrillpfad mitnimmt. Da braucht man schon Trittsicherheit und gutes Schuhwerk. Da war ich echt froh über meine Wanderstöcke.
„Warum schreibt der Typ jetzt ne Trilogie?“ mag sich der ein oder die andere von euch fragen. Ganz einfach: Weil ich es kann! So! Ne, ganz ehrlich… weil ich dem Reisebericht etwas Struktur verleihen wollte, ohne dass ich jeden einzelnen Tag beschreiben muss. Das wäre auch viel zu langweilig und spätestens nach Tag 3 habe ich Dich als Leser bestimmt verloren. Inspiriert von meiner Reiselektüre, habe ich mich für eine Trilogie entschieden. Im ersten Teil – den liest Du übrigens gerade- soll es um die menschlichen Bedürfnisse gehen. Nicht DIE Bedürfnisse. Ums menschliche halt… Essen und Trinken, humane Konstellationen, da wo’s halt menschelt.
Humansky – Die sind hier alle latent besoffen
„Die sind doch alle latent besoffen!“ Das war einer der ersten Eindrücke, der sich einstellte, als wir in Ustka an der polnischen Ostseeküste angekommen sind. Auch wenn die Fahrt fast 10 Stunden gedauert hat, waren wir schon um 15:00 Uhr im Pensionat Olenka. Nachdem wir die Koffer in Zimmer gebracht haben, wollten wir gleich an den Strand. Uns kamen viele Rentner, junge Familien und eine besonderer Dreier-Kombination, um die es später noch gehen wird, entgegen. Viele von den erwachsenen Menschen hatten einen etwas seltsamen, leicht besoffenen Blick aufgesetzt. Sollten sie etwa trunken von der Schönheit des Ortes sein? Weit gefehlt! Die waren knülle! Angesoffen! Am helllichten Tag? So viele? Tja, wir sollten bald erkennen, warum.
An der wunderschönen Promenade angekommen, flanierten wir nach alter Manier und ließen unsere Blicke über den dargebotenen Tand schweifen. An den weißen Plastiktischen auf weißen Plastikstühlen der quirligen Restaurants saßen Menschen mit rosa Getränken in 0,5l Gläsern. Das ist bestimmt ein leichtes erfrischendes Sommergetränk, ähnlich eines Aperol Spritzs oder Radlers. Nun ja, nicht ganz. Das ist deutlich stärkeres Bier, als wir es gewohnt sind und damit es etwas milder schmeckt, verdünnt man es nicht etwas mit Limonade… nein… man schüttet einfach etwas Himbeersirup rein, was den Alkoholgehalt natürlich nur minimal senkt. Damit der Shit richtig knallt, trinkt man das Zeug natürlich durch einen Strohhalm. Diese Mische scheint vor allem bei Frauen und Rentnern beliebt zu sein. Die echten Männer trinken das Bier pur! Also hat sich Daniel ein Bier und ich natürlich die rosa Plörre bestellt. Lecker wars nicht, muss ich sagen, aber ich habe „mein“ Bier etwas später dann auch gefunden.
Exkurs: polnisches Bier
Das polnische Pils hat im Schnitt einen Alkoholgehalt von 5,8%. Es gibt aber auch Starkbiere mit 7,5% Alkohol. Spitzenreiter sind Porter-Biere mit 9,5%. Deutsches Bier dagegen hat meist einen Alkoholgehalt von ca. 4,5%-5%, je nachdem um welche Sorte es sich handelt auch mal mehr.
In den folgenden Tage ist uns aufgefallen, dass man mit dem Biertrinken hier wohl schon um 10:00 Uhr morgens nach dem Frühstück beginnt. Irgendwie saß immer jemand mit dem pink Piwo an der Promenade und offensichtlich nicht nur langjährige Alkoholiker, sondern auch pensionierte Reisegruppen. Nunja, wenn meine Mutter mit ihren Schwestern unterwegs ist, kann man auch schon mal mit einem Sektfrühstück starten, gell Mama ;-). Aber die Leute trinken hier so gut wie nichts anderes. Bier scheint wie Wasser oder Cola getrunken zu werden. Jedem Tierchen sein Plaisierchen und für mich Radler Warka 0,0% Grapefruit und Blutorange. Mei, ist das lecker! Dieses alkoholfreie Radler (es heißt tasächlich Radler!) hat es mir angetan. Fix und fertig gemischt in der 0,5l Flasche steht es neben seinen Schwestern mit Apfel und Zitrone gut gekühlt in den Glaskühlschränken und wartete nur darauf von mir bestellt zu werden, während sich kleine Wassertropfen an der Flasche sammeln und herunterlaufen, wenn sie groß genug sind.
„Hört der jetzt mal auf mit Bier?!“ Könnte ich, aber ich entscheide, was ich schreibe. Und ja, ich höre jetzt auf damit.
Nun aber mal wirklich zu den Menschen. Uns ist hier aufgefallen, dass wirklich viele Rentnergruppen unterwegs sind und die sind sehr agil. Da stellt man sich an den Strand und mach heiß posierend Selfies, da könnte sich so manches Sternchen ne Scheibe von abschneiden. Man scheint sich hier nicht hinter dem Alter zu verstecken und einfach zu leben. Auf fast jedem Kinderspielplatz sind auch „Sportgeräte“ für betagte Mitmenschen aufgestellt. Man hat ihr gemeinsam Spaß, das sieht man auch an den jungen Familien nebst dazugehörigen Großeltern. Man vereist zusammen, auch wenn ich das jetzt nicht unbedingt brauchen würde. Die dritte und seltsamste Kombination besteht allerdings aus drei Personen: einen Pärchen, wobei die Frau minimal zu viel MakeUP (in Wirklichkeit 2kg zu viel MakeUP) trägt, und dem etwas hässlichen, leicht unterbemittelten Kumpel. Das ist uns so oft begegnet, das kann kein Wunder sein. Wie es auch immer sein mag, man macht hier was zusammen. Irgendwie erscheint uns auch der Umgang mit den Kindern liebevoller, mag aber auch an den gechillten leicht alkoholisierten Eltern liegen. Überhaupt sind die Eltern hier oft recht jung. Vielleicht sollte man mal eine Verhütungskampagne starten. Die demographische Statistik in Bezug auf die Altersstruktur dürfte aber sicher etwas anders aussehen als bei uns.
Wie sieht es denn mit den Schwulis hier in Polen aus? Ganz ehrlich, wir haben nicht viele gesehen. Zumindest keine offensichtlich homosexuellen Menschen. Seitdem die rückschrittliche Regierung an der Macht ist, hat sich das Leben der LGBTI-Menschen deutlich verschlechtert. Homosexualität ist zwar nicht strafbar, aber Gewalt gegen Homosexuelle wird nicht wirklich geahndet. Deshalb verhalten wir uns natürlich auch „unauffällig“. Wir halten kein Händchen wenn wir flanieren und wir küssen uns nicht in der Öffentlichkeit. Wenn wir ein gemeinsames Foto machen, und wir den Arm umeinander legen, bemerkt man schon die Blicke (siehe den Jungen recgts neben uns auf dem Titelfoto… sorry fürs Scrollen-Müssen 😉 ). Ein schönes Erlebnis hatten wir aber doch. Unsere Frittenkönigin, (so haben wir die Pommesverkäuferin getauft bei der wir regelmäßig leckere Fritkys kaufen) sagte zu mir, dass sie mein Unterarm-Tattoo toll findet. Ich habe es ihr ganz gezeigt, dann sagte sie erschrocken: „Oh, that´s gay!“ Schaut uns an und lief dann rot an! Sie fragte mich dann, ob wir zwei ein Paar wären, was ich natürlich bejahte. Sie meinte dann, dass sie das ganz toll finde, aber man das ja nicht so oft sehen würde. Seitdem winkt uns die Frittenkönigin jedes Mal freudestrahlend zu, wenn wir an ihrer Pommesbude vorbeilaufen. Wir haben einen Fan!
Alles in allem, werden wir hier aber sehr freundlich behandelt und Tinka natürlich auch. Aber unsere kleine großohrige Prinzessin, sorgt eh überall für Schmunzeln und freudige Blicke.
Das soll es für’s erste gewesen sein. Jetzt gehen wir lecker Abendessen, vielleicht zur Frittenkönigin und ich gönnen mit ein leckeres pink Piwo und Daniel ein richtiges Männerbier!
Dzieki za przeczytanie (laut Google-Translator: Danke für’s Lesen)
Bei bestem Cabrio Wetter bin ich mit meinem Nicht-Cabrio nach Astern aufgebrochen. Ich hatte mich mal wieder bei komoot inspirieren lassen und begab mit entlang der Sieg nach Betzdorf und von dort ins Hinterhinterhinterland. Durch enge Kurven und grüne Wälder führte mich der Weg auf einen kleinen Parkplatz mit Waschbeton-Vespertisch. Ich fuhr die Wanderstöcke aus, schnürte die Wanderschuhe, startete die WanderApp (ja, ich bin mittlerweile recht gut ausgestattet mit Wander-Schnickschnack!) und startete mein Hörbuch. Ich höre euch schon sagen: „Waaaaaas?! Hat der sie nicht mehr alle?! Der hört doch nichts mehr von der Natur. Wer läuft denn mit Kopfhörer durch den Wald?“ ICH! Und ich habe sie wirklich nicht mehr alle, aber das hat damit nichts zu tun! Dafür gibt es wirklich Gründe: erstens bekomme ich über die Kopfhörer die Navigationshinweise der App. Also rechts, links, sie haben den Weg verlassen usw. und B. … hasst ihr das auch so sehr wie ich? erst erstens dann b, statt zweitens? Übel oder, aber ich hatte gerade Lust euch zu ärgern. 😉 also zweitens bin ich schwerhörig und ich höre die hohen leisen Töne so gut wie gar nicht. Also Bachrauschen, Vogelgezwitscher, Fahrräder die von hinten kommen… all das nehme ich nicht wahr. Das muss alles schon eine gewissen Laustärke erreichen, bis ich es hören kann. In der Regel höre ich Vogelgezwitscher nur von dem nervigen Vogel morgens um 5 vor meinem Fenster, der sich die Seele aus dem Federleib brüllt. Da also der Wald für mich sehr still ist, zu still, habe ich es mir angewöhnt nebenher ein Hörbuch zu hören. Natürlich nur, wenn ich alleine unterwegs bin!
Los ging es also auf dem Parkplatz in Astern. Wer die Wanderung auch mal unternehmen will, kann sich über den untenstehenden Link die Wanderung in seinem komoot-Profil speichern.
Ganz gemächlich ging es über den gut befestigten Waldweg leicht bergab. Da dieser Weg auch bei rasanten Mountainbikern, Jogerinnen mit neonfarbenen Sportleggins, Kinderwagen schiebenden Familienvätern und Rentnerpärchen sehr beliebt ist, muss man natürlich etwas vorsichtig sein und sollte sich an die geltende Straßenverkehrsordung halten… also rechts laufen und links überholen. Was auch auf keinen Fall vergessen werden darf: Grüße jeden, der Dir entgegen kommt! Gaaaanz wichtig!
Links neben mir ging es ganz schön steil bergab und ganz unten konnte ich Wasser erkennen. Wenn Du Dich ganz doll anstrengst, kann Du es auf dem Foto links sehen. Das Blau so ziemlich in der Mitte, nicht das Blaue oben, das ist der Himmel. *theatralischesaugenrollen*. Da der Name der Wanderung zaghaft angedeutet hat, dass es zum Wasser geht (Wasserlehrpfad, gell… kann man von ausgehen) konnte ich mein Pech kaum fassen. Ich hatte doch dieses Mal extra geschaut, dass es nicht wieder so ein Höllenritt wird, wie so oft davor. Schwubs nochmal in die App geschaut und da stehen tatsächlich nur 60 Höhenmeter zum Bewältigen drin… hm… nun dann weiter durch den Wald. Schnell ging es dann ab vom Weg auf einem unbefestigten Waldweg ziemlich steil bergab, vorbei an zart blühenden kleinen weißen Blumen und keuchenden Senioren auf Bänken. Unten angekommen erwartet mich der kleine Bachlauf mit einer hässlichen Metall-Brücke und im Wasser spielenden Hunden.
Waldweg
Bachlauf
hässliche Brücke
schöner Bach
Da bekanntlich alles was runter geht auch wieder hoch muss, vor allem wenn dort dein Auto steht, begann nun der Anstieg, denn ich hatte den tiefsten Punkt der Wanderung erreicht. Vorbei an einem mittelaterlichen Schieferstollen stieg der Weg wieder sanft an. Da hatte ich wirklich schon Schlimmeres erlebt. Nun begann auch der Wald- und Wasserlehrpfad. Auf mannigfaltigen Bildtafeln wurde so einige interessante und nicht wirklich interessante Dinge erklärt und laden zum Verweilen ein. Es gibt auch genug Rastmöglichkeiten an der gesamten Wegstrecke, aber die waren meist belegt von Wurstbrotessenden Menschen älterer Gattung und oder Familien mit Offroad-Kinderwagen. Ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt, in Hamburg hätten die bestimmt noch ne Halterung für den Latte Macchiato oder die Club Mate dran gehabt. Da ich mittlerweile konditionell so gut aufgestellt bin, konnte ich nur -noch wenig käuchend- stilvoll an den belegten Plätzen vorbei marschieren und hatte die Pause nicht nötig. Ha!
Da im Titel der Wanderung ja auch die Abtei Marienstatt erwähnt wurde, hielt ich die ganze Zeit Ausschau, ob ich die ersten Anzeichen sakraler Bauten über dem Wald thronen sehen konnte. Nö, nix da, die Abtei tauchte ganz unvermittelt direkt vor mir auf. Der Blick öffenet sich und über die alten Klostermauern hinweg erschien die wunderschöne Basilika. Wie es sich gehört, nahm ich die Mütze ab, schaltet das Hörbuch aus und ging hinein. Die Messe konnte noch nicht lange her sein, denn die Luft war noch ganz geschwängert vom Weihrauchduft. Ich liebe diesen Geruch, obwohl ich nicht religös bin und eigentlich nie gerne in den Gottesdienst gegangen bin, aber ich liebe die Atmosphäre in Kirchen. Das habe ich meiner Mutter zu verdanken, die uns als Kinder immer in sämtliche Kirchen geschleppt hat.
Plan der Abtei
Innenraum der Basilika
Altarraum
Weihrauch in der Luft
Bei mir in der Familie ist es Tradition, dass man in jeder Kirche eine Kerze für die Lieben anzündet und dies mache ich immer gerne. Ich denke dann an die verstorbenen Familienmitglieder und Freunde, aber auch an die Lebenden und wünsche Ihnen so alles Gute im Leben. Ich bete nicht zu Gott, aber zu irgendetwas Höherem… wer weiß… Vielleicht habe ich auch an Dich gedacht.
Nach einem Abstecher durch den barocken Rosen- und Kräutergarten stand ich vor einem Biergarten, der zur Klosterbrauerei gehört. Eigentlich hatte ich etwas Durst, aber der Biergarten war ziemlich voll und auf so viele Leute hatte ich keine Lust. Also lief ich wieder zurück in den Wald, wie ein verschrecktes Rehlein. Wieder in menschenleereren Gefilden angekommen, sagte mir die WanderApp, dass ich bald wieder am Startpunkt der Wanderung war. Es ging nochmal ein schönes entspanntes Stück durch den Wald, vorbei an Holzskulpturen, die an naive Kunst erinnerten. Vielleicht war der Urheber aber auch nur unbegabt, wer weiß, ein Name stand nicht dran.
Ja, das ist ein Bär. Also der holzige Typ rechts natürlich. Zumindest vermute ich das. Nach einem kleinen Selfie für euch, damit ihr nicht vergesst, wie ich aussehe, erklomm ich die letzten Meter des Pfades und gelangte wieder zu meinem Auto.
Überraschend entspannt nach dieser 5,5km langen kurzen Wanderung, fuhr ich wieder nach Hause. Dort angekommen fiel ich aufs Sofa und wachte 3 Stunden später wieder auf. Deshalb bin ich auch jetzt noch fit und kann diesen Beitrag schreiben. Verdammt, in 6Std muss ich wieder aufstehen und zur Arbeit.
Bis bald
Euer Wu
PS: Ich hatte euch ja noch Job-Angebot versprochen.
Sehen Sie bitte rechts ->
Falls Sie der Ruf ereilen sollte 😉
Geboren 1980 in Konstanz am Bodensee, mit 19 bin ich nach München gezogen für ein ganzes halbes Jahr, dann nach Göttingen bis 2004, von GÖ nach Hamburg. Von November 2017 bis März 2019 war ich im im schönen Siegerland und seit März 2019 bin ich zurück in Hamburg. Im Jahr 2020 haben wir geheiratet und sind nach Hollern-Twielenfleth ins "Alte Land" gezogen.
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