Eiserner Höhenweg
So muss sich Ötzi beim Versuch die Alpen zu überqueren gefühlt haben… aber ich fange von vorne an…
Meine zwei Liebsten sind wieder bei mir zu Besuch. Dieses Mal habe ich mir von einer neuen Kollegin den Höhenweg über dem Siegener Orteil Eisern empfehlen lassen. Ursprünglich wollten wir einer der hübschen Fachwerkstädtchen in der Umgebung besuchen, aber irgendwie war uns nicht nach Menschen, daher sollte ich eine kleine Wanderung raussuchen, „gerne auch etwas länger“ meinte Daniel. Das sollte er noch bitterlich bereuen und ich auch, denn auch wenn ich mich wiederholen sollte: Damit hatten wir nicht gerechnet! (siehe auch Höllentour)
Am Anfang war noch alles gut und wir bester Laune!
Wir wanderten über schneebedeckte Wege durch einen verträumten Wald ohne einer Menschen- oder Hundeseele zu begegnen. Es war wirklich idyllisch.
Ich war es ja schon gewohnt, dass es hier ganz schön Höhenmeter zu bewältigen gilt, deshalb hatte ich meine neuen Trecking-Schuhe an und die Treckingstöcke dabei!
Daniel ist noch nicht so gut ausgestattet, aber er muss ja auch die Leine von Tinka halten, was soll er da auch mit zwei Stöcken.
Überall trafen wir auf Spuren von Wild. Aufgewühlte Areale, die Wildschweine aufgeworfen haben müssen oder Fußspuren von Rehen und dergleichen. Für unsere kleine Tinka war dies natürlich mehr als spannend.
Es gab keine Ecke, die nicht ausgiebig abgeschnüffelt wurde.
Schlau wie ich bin, hatte ich die Wanderung so geplant, dass wir zwei Mal die Möglichkeit hatten, den Weg abzukürzen. Die erste derartige Stelle war gekommen. Ich überließ Daniel diese Entscheidung und er entschied den Weg weiter zu laufen. Er sollte nachher nicht sagen, ich hätte ihn nicht gewarnt!
Nun denn, also weiter durch den Wald. Stetig ging der Weg leicht bergauf. Zwischendurch war es aber leider ziemlich vereist, da wären wahrscheinlich Schlittschuhe angebrachter gewesen.
Immernoch Frohen Mutes führte uns die nette Navigationsdame von Komoot, der Wander-App, mit der ich momentan so ziemlich alle meine Wanderungen echt zuverlässig am MacBook plane und dann auf meine iPhone rüberschiebe, durch die Wälder.
Mittlerweile hatten wir den nächsten Abkürz-Punkt erreicht. Ich habe deutlich erwähnt, dass wir bis jetzt 1/3 der Wanderung hinter uns hatten, aber der Herr wollte mir wohl was beweisen 😉 Naja, es war ja auch schön und trocken, nur leider etwas bewölkt. Die Sonne schaffte es nicht ganz durch die Wolken hindurch.
Tinka lief auch noch fröhlich abwechselnd vor Daniels Füßen und den meinigen herum.
Wer hoch läuft, muss auch wieder runter und wer dann noch weiter runter läuft, muss auch wieder hoch!
Nachdem wir den höchsten Punkt erreicht hatten, ging es erst recht sanft wieder bergab, aber dann wurde es doch etwas steil und dazu noch richtig vereist. Tinka ruschte mehrfach aus und auch wir mussten höllisch aufpassen. Jetzt begann sich langsam die Laune etwas zu verschlechtern und das erste Mal kam die Frage, wie lange es denn noch bis zum Auto auf dem Parkplatz dauern würde. Tja, da es ein Rundweg ist und wir gerade mal etwas mehr als die Hälfte geschafft hatte, also nochmal genauso lang wie bisher!
Mein untrüglicher Orientierungssinn sagte mir, dass wir gerade ganz schön weit bergab gehen. Also weiter als der Parkpatz… aus meinen vergangenen Wanderungen habe ich ja schon gelernt, dass man das alles wieder hoch muss. Jaaaaaa… das sagt auch die Logik, aber in dem Moment will man das echt nicht hören! Es bleibt einem ja nichts anderes übrig.
Und wie recht ich hatte! Es ging wieder berauf und das war mega anstrengend, aber zur allgemeinen Erheiterung steigerte sich parallel zum Weg meine Lust die Navigationsstimme anzupöbeln! Das mache ich übrigens auch, wenn ich alleine bin! Also solltet ihr mal am Wandern sein und jemanden sehen, der eine unsichtbare Frau aufs übelste beschimpft, das könnte ich sein!
Nachdem wir den Anstieg geschafft hatten, standen wir -welch Wunder- wieder vor einem Abstieg. Die Motivation weiterzulaufen war mit einen Höllentempo im dichten Fichtendickicht verschwunden. Selbst Tinka trottete mittlerweile nur noch hinter uns her und schenkte uns Blicke, die sagte: Ruft verflucht nochmal ein Taxi! Aber selbst wenn, da wäre ja kein Taxi hingekomen! So muss sich Ötzi kurz vor seinem Tod bei der Überqueerung der Alpen gefühlt haben!
Nach über 2 Stunden hatten wir den Rundweg überstanden.
Und was sollen wir sagen, wir waren echt fertig, aber es war auch wunderschön. Wir sind stolz, dass wir das durchgezogen haben und die wunderschöne Natur hat uns mit ihrem Anblick belohnt.
Irgendwann werden wir uns an das Auf und Ab im Siegerland gewöhnen.
Wer also ein bisschen fit ist oder auch nur todesmutig mit einem gehörigen Maaß an Selbstüberschätzung wie wir, dem können wir diesen Wanderweg nur empfehlen.
Übrigens haben wir die Wanderung im Komoot Profil öffentlich hinterlegt und so kann jeder die Wanderung nachmachen (Wieso bekommen wir eigentlich noch kein Geld von Komoot?!).
Wir hoffen, ihr hattet etwas Freude beim Lesen unseres kleinen Berichtes.
Neueste Kommentare