Polska Trylogia – die Polnische Trilogie

Polska Trylogia – die Polnische Trilogie

Humansky, Landsky, Historsky

„Warum schreibt der Typ jetzt ne Trilogie?“ mag sich der ein oder die andere von euch fragen. Ganz einfach: Weil ich es kann! So! Ne, ganz ehrlich… weil ich dem Reisebericht etwas Struktur verleihen wollte, ohne dass ich jeden einzelnen Tag beschreiben muss. Das wäre auch viel zu langweilig und spätestens nach Tag 3 habe ich Dich als Leser bestimmt verloren. Inspiriert von meiner Reiselektüre, habe ich mich für eine Trilogie entschieden. Im ersten Teil – den liest Du übrigens gerade- soll es um die menschlichen Bedürfnisse gehen. Nicht DIE Bedürfnisse. Ums menschliche halt… Essen und Trinken, humane Konstellationen, da wo’s halt menschelt.

 

Humansky – Die sind hier alle latent besoffen

„Die sind doch alle latent besoffen!“ Das war einer der ersten Eindrücke, der sich einstellte, als wir in Ustka an der polnischen Ostseeküste angekommen sind. Auch wenn die Fahrt fast 10 Stunden gedauert hat, waren wir schon um 15:00 Uhr im Pensionat Olenka. Nachdem wir die Koffer in Zimmer gebracht haben, wollten wir gleich an den Strand. Uns kamen viele Rentner, junge Familien und eine besonderer Dreier-Kombination, um die es später noch gehen wird, entgegen. Viele von den erwachsenen Menschen hatten einen etwas seltsamen, leicht besoffenen Blick aufgesetzt. Sollten sie etwa trunken von der Schönheit des Ortes sein? Weit gefehlt! Die waren knülle! Angesoffen! Am helllichten Tag? So viele? Tja, wir sollten bald erkennen, warum. 

An der wunderschönen Promenade angekommen, flanierten wir nach alter Manier und ließen unsere Blicke über den dargebotenen Tand schweifen. An den weißen Plastiktischen auf weißen Plastikstühlen der quirligen Restaurants saßen Menschen mit rosa Getränken in 0,5l Gläsern. Das ist bestimmt ein leichtes erfrischendes Sommergetränk, ähnlich eines Aperol Spritzs oder Radlers. Nun ja, nicht ganz. Das ist deutlich stärkeres Bier, als wir es gewohnt sind und damit es etwas milder schmeckt, verdünnt man es nicht etwas mit Limonade… nein… man schüttet einfach etwas Himbeersirup rein, was den Alkoholgehalt natürlich nur minimal senkt. Damit der Shit richtig knallt, trinkt man das Zeug natürlich durch einen Strohhalm. Diese Mische scheint vor allem bei Frauen und Rentnern beliebt zu sein. Die echten Männer trinken das Bier pur! Also hat sich Daniel ein Bier und ich natürlich die rosa Plörre bestellt. Lecker wars nicht, muss ich sagen, aber ich habe „mein“ Bier etwas später dann auch gefunden.

Exkurs: polnisches Bier

Das polnische Pils hat im Schnitt einen Alkoholgehalt von 5,8%. Es gibt aber auch Starkbiere mit 7,5% Alkohol. Spitzenreiter sind Porter-Biere mit 9,5%. Deutsches Bier dagegen hat meist einen Alkoholgehalt von ca. 4,5%-5%, je nachdem um welche Sorte es sich handelt auch mal mehr.

In den folgenden Tage ist uns aufgefallen, dass man mit dem Biertrinken hier wohl schon um 10:00 Uhr morgens nach dem Frühstück beginnt. Irgendwie saß immer jemand mit dem pink Piwo an der Promenade und offensichtlich nicht nur langjährige Alkoholiker, sondern auch pensionierte Reisegruppen. Nunja, wenn meine Mutter mit ihren Schwestern unterwegs ist, kann man auch schon mal mit einem Sektfrühstück starten, gell Mama ;-). Aber die Leute trinken hier so gut wie nichts anderes. Bier scheint wie Wasser oder Cola getrunken zu werden. Jedem Tierchen sein Plaisierchen und für mich Radler Warka 0,0% Grapefruit und Blutorange. Mei, ist das lecker! Dieses alkoholfreie Radler (es heißt tasächlich Radler!) hat es mir angetan. Fix und fertig gemischt in der 0,5l Flasche steht es neben seinen Schwestern mit Apfel und Zitrone gut gekühlt in den Glaskühlschränken und wartete nur darauf von mir bestellt zu werden, während sich kleine Wassertropfen an der Flasche sammeln und herunterlaufen, wenn sie groß genug sind. 

„Hört der jetzt mal auf mit Bier?!“ Könnte ich, aber ich entscheide, was ich schreibe. Und ja, ich höre jetzt auf damit. 

Nun aber mal wirklich zu den Menschen. Uns ist hier aufgefallen, dass wirklich viele Rentnergruppen unterwegs sind und die sind sehr agil. Da stellt man sich an den Strand und mach heiß posierend Selfies, da könnte sich so manches Sternchen ne Scheibe von abschneiden. Man scheint sich hier nicht hinter dem Alter zu verstecken und einfach zu leben. Auf fast jedem Kinderspielplatz sind auch „Sportgeräte“ für betagte Mitmenschen aufgestellt. Man hat ihr gemeinsam Spaß, das sieht man auch an den jungen Familien nebst dazugehörigen Großeltern. Man vereist zusammen, auch wenn ich das jetzt nicht unbedingt brauchen würde. Die dritte und seltsamste Kombination besteht allerdings aus drei Personen: einen Pärchen, wobei die Frau minimal zu viel MakeUP (in Wirklichkeit 2kg zu viel MakeUP) trägt, und dem etwas hässlichen, leicht unterbemittelten Kumpel. Das ist uns so oft begegnet, das kann kein Wunder sein. Wie es auch immer sein mag, man macht hier was zusammen. Irgendwie erscheint uns auch der Umgang mit den Kindern liebevoller, mag aber auch an den gechillten leicht alkoholisierten Eltern liegen. Überhaupt sind die Eltern hier oft recht jung. Vielleicht sollte man mal eine Verhütungskampagne starten. Die demographische Statistik in Bezug auf die Altersstruktur dürfte aber sicher etwas anders aussehen als bei uns. 

Wie sieht es denn mit den Schwulis hier in Polen aus? Ganz ehrlich, wir haben nicht viele gesehen. Zumindest keine offensichtlich homosexuellen Menschen. Seitdem die rückschrittliche Regierung an der Macht ist, hat sich das Leben der LGBTI-Menschen deutlich verschlechtert. Homosexualität ist zwar nicht strafbar, aber Gewalt gegen Homosexuelle wird nicht wirklich geahndet. Deshalb verhalten wir uns natürlich auch „unauffällig“. Wir halten kein Händchen wenn wir flanieren und wir küssen uns nicht in der Öffentlichkeit. Wenn wir ein gemeinsames Foto machen, und wir den Arm umeinander legen, bemerkt man schon die Blicke (siehe den Jungen recgts neben uns auf dem Titelfoto… sorry fürs Scrollen-Müssen 😉 ). Ein schönes Erlebnis hatten wir aber doch. Unsere Frittenkönigin, (so haben wir die Pommesverkäuferin getauft bei der wir regelmäßig leckere Fritkys kaufen) sagte zu mir, dass sie mein Unterarm-Tattoo toll findet. Ich habe es ihr ganz gezeigt, dann sagte sie erschrocken: „Oh, that´s gay!“ Schaut uns an und lief dann rot an! Sie fragte mich dann, ob wir zwei ein Paar wären, was ich natürlich bejahte. Sie meinte dann, dass sie das ganz toll finde, aber man das ja nicht so oft sehen würde. Seitdem winkt uns die Frittenkönigin jedes Mal freudestrahlend zu, wenn wir an ihrer Pommesbude vorbeilaufen. Wir haben einen Fan! 

Alles in allem, werden wir hier aber sehr freundlich behandelt und Tinka natürlich auch. Aber unsere kleine großohrige Prinzessin, sorgt eh überall für Schmunzeln und freudige Blicke. 

Das soll es für’s erste gewesen sein. Jetzt gehen wir lecker Abendessen, vielleicht zur Frittenkönigin und ich gönnen mit ein leckeres pink Piwo und Daniel ein richtiges Männerbier!

 

Dzieki za przeczytanie
(laut Google-Translator: Danke für’s Lesen)

Euer Wu

Rundweg von der Lister-Staumauer am Biggesee entlang und durch den Wald zurück

Rundweg von der Lister-Staumauer am Biggesee entlang und durch den Wald zurück

Versunkene Dörfer, Pommes beim Biker-Treff und ein Dog-Fight

Oh man, wann bekomme ich endlich Geld von Komoot? Schon wieder hat uns diese App ein paar unvergessliche Stunden beschert. Dieses Mal haben wir uns einen Ausgangspunkt gesucht und das erste Mal selbst auf der Landkarte einen Rundweg zusammengestellt. Das ging echt erstaunlich einfach. Nachdem ich die Route auf dem Laptop zusammengestellt hatte, übertrug ich diese ganz easy-peasy aufs Smartphone und die Smartwatch… ja, ich bin ein Nerd, komm klar damit oder lass es… neee lass es nicht! Lies weiter… bitte.

Also wir fuhren ein paar Kilometer bei den ersten wirklich warmen Sonnenstrahlen mit offenem Dach in unserer kleinen Knutschkugel zur Listertalsperre. Wir haben übrigens einen kleinen Italiener, ein Fiat 500 Cabrio, welches wir liebevoll „Duce“ getauft haben. Politisch sicher nicht ganz korrekt, aber „il facista“ würde sich sicherlich im Grabe umdrehen! Unsere späte Rache, ha!

Lister Staumauer

Direkt an der Lister Stauauer befindet sich ein Parklpatz und wenn man früh genug dran ist, findet man auch noch ein freies Plätzchen.

Die Staumauer ist echt beeindruckend. Sicher nicht die Größte auf der Welt, aber hey, wir standen zum ersten Mal auf so nem Ding und wenn man die Wassermassen anschaut, die das Steinding zurückhält, kann einem schon ganz anders werden… Die Listertalsperre liegt im südlichen Sauerland in der Nähe Olpe. Wenn ich euch jetzt die kleinen Ortsschaften in der unmittelbaren Umgebung sagen würde, kämt ihr auch nicht weiter oder habt ihr schon von Attendorn, Drolshagen oder Meinerzhagen gehört? Falls ja, seid da mindestens aufgewachsen!

Errichtet wurde dieses Wunderwerk der Baukunst von September 1909 bis Oktober 1912. Mehrere Bauerhöfe und kleine Dörfer wurden den Fluten geopfert, bzw wurden verlegt. So zum Beispiel der Weuster Hammer, ein Hof, der im 15.Jhd zum ersten Mal erwähnt wurde. Dieser war von der Familie Schnütgen gepachtet. Sagt euch nichts? Bitte??? Denkt mal ganz genau nach.
Dort wurde der Vater des berühmten Kölner Domkapitulars Prof. Alexander Schnütgen geboren! Also bitte! Ich gebs ja zu, ohne die zahlreichen Informationstafeln am gut ausgebauten Wanderweg hätte ich das auch nicht gewußt.

Auf einem wirklich breiten, gut asphaltierten und für motorisierten Verkehr gesperrten Weg ging es direkt am Biggesee entlang. Auf einer Seite das ruhige Wasser auf der anderen der wunderschöne Wald. Der breite Weg ist auch perfekt für Inliners, Fahrräder und „Gott-bewahre“ Kinderwagen nebst Tretroller für schreiende Dreijährige geeignet. Zum Glück waren wir früh genug unterwegs, so dass uns nur überparfümierte Ostblock-Pärchen den natürlichen Geruch des Waldes verdarben. Chanel No5 und nachgemachtes „le male“ vom Polenmarkt vertragen sich echt nicht mit dem Geruch von Fichtennadeln und frischem Moss im Morgentau. Da diese Spezies aber wahrscheinlich noch vom abendlichen Wodkagenuß ausreichend in der Bewegungsgeschwindigkeit eingeschrängt war, konnten wir die elegant überholen.

Nachdem wir eine Straße erreichten, wurden wir vom Wandernavi an Bahngleisen entlang zum Biker-Treff Bigge Grill geleitet. An guten Tagen treffen sich dort bis zu 500 Biker. Daniel hat dort ne Bratwurst gegessen, die er erstmal wieder zurückgehen lassen mussten, weil der nette Imbissfachangestellte ungefragt Senf drauf gemacht hat. Wie kann der nur, sieht man doch, dass wir nicht in Lederkombi unterwegs und somit keine Rocker sind. Die etwas fleischlastige Karte, hatte dann doch ein einziges veganes Gericht auf der Karte: Pommes mit Ketchup! Das Notessen fast jeden Veganers. Ganz ehrlich, ich konnte nicht hinschauen, ob in der Fritöse noch was anderes zubereitet wurde, wollte das in dem Moment aber auch echt nicht wissen. Ich hatte HUNGER! Steinigt mich! Tinka hat sich mit dem Hund Besitzers, der hinter dem Zaun seine Kreise zog in Fiepstönen unterhalten und so die harten Rocker etwas genervt und uns ungewollt in den Mittelpunkt gestellt, ich hätte auch den „Hallo-hier-bin-ich-Hut“ anziehen können. Dies veranlasste den Sohn des Besitzers zu uns an den Tisch zu kommen… und der Tinka liebenswürdigerweise Trinken zu geben. Habt ihr gedacht, jetzt kommt schon der Dog-Fight? Ha, verarscht!

Frisch gestärkt ging es kleines Stück an der Landstrasse entlang in den Wald. Das Stück Wald war unglaublich verdreckt mit Sperrmüll. Da hat offensichtlich ein menschliches Schwein den Hausrat der Verstorbenen Schwiegermutter entsorgt. Hoffentlich war die Arme schon tot, sonst vermisst sie jetzt schmerzlich ihren Rollator. Pfui!
Dieses Teilstück der kleinen Wanderung kam wieder besonders hinterrücks. Nach jeder Biegung des Weges, ging es weiter bergauf. Als wir ganz schön aus der Puste aus dem Wald herauskamen öffnete sich der Blick über sanfte Hügel und wir gelangten in ein idyllisches kleines Bauerndorf. Eigentlich war das nur ein Bauernhof mit zwei anderen Häusern drum herum. Wir aus dem Nichts heraus schoss ein zähnefletschender Köter hinter einem Gebäude hervor und stürmte auf uns zu. Tinka ging sofort in den Terminator-Modus und war bereit uns bis aufs Blut zu verteidigen!

Todesmutig mit einem gehörigen Anflug von Größenwahn wollte die kleine Amazonenkriegerin uns verteidigen. Geistesgegenwärtig hob Daniel aber einfach Tinka auf seinen Arm und ich schrie mit zittrigen Knien und einem selbstbewussten NEIN die Dorftöle an. Eingeschüchtert von mir zog, sich das Tier zurück und wir gingen unter Gelächter der Dörfler, die das ganze Schauspiel beobachtet haben, weiter. 
Bald hatten wir den höchsten Punkt erreicht. So langsam reichte es auch mit Bergauf! Zurück durch den Wald ging es wieder an das Ufer des grünblauen Sees. Mittlerweile war dort aber auch ganz schön viel los. Familien mit Kindern in rollenden Wagen und Rentnern in rollenden Stühlen genossen wie wir die Aussicht über das Wasser, auf dem Schwanenpaare ihre Kreise zogen. Mittlerweile kurvten auch schreinde Dreijähige auf Laufrädern und Tretrollern um uns herum. Tinka, die ja so gar kein Interesse an Kindern hat, ist aber leider ein regelrechter Kindermagnet.

Eines der kleinen Menschenkinder umkreiste entgegen der Anordnung der Eltern uns so lange mit seinem Gefährt, weil es Tinka so niedlich fand, bis es mit dem Gesicht auf dem Asphalt bremste. Tja… kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort. Und weil wir uns darüber amüsiert haben (nachdem wir versucht haben zu helfen -selbstverständlich- wir sind ja keine Unmenschen!) tauchte vor uns wieder ein überparfümiertes Duo auf. Dieses Mal waren die zwei weiblichen Geschlechts und hatten offenbar in Angel gebadet. Leider hatten die zwei am Abend aber nicht genug getrunken und waren somit fit genug, sich nicht von uns überholen zu lassen. Vielleicht waren wir aber auch nur schon so kaputt vom Rundweg, denn mittlerweile waren wir wieder an der Talsperre angelangt und mussten diese nur noch überqueren, um zum Duce zu gelangen.

Wer den Rundweg nachwandern möchte, findet auf meinem Komoot-Profil diese und andere Wanderungen.

Alles Liebe und denkt immer daran:
Die Natur riecht gut genug und mit einer halben Douglas-Parfümerie am Hals könnt ihr Tiere töten!

Euer Wu

Eiserner Höhenweg

Eiserner Höhenweg

So muss sich Ötzi beim Versuch die Alpen zu überqueren gefühlt haben… aber ich fange von vorne an…

Meine zwei Liebsten sind wieder bei mir zu Besuch. Dieses Mal habe ich mir von einer neuen Kollegin den Höhenweg über dem Siegener Orteil Eisern empfehlen lassen. Ursprünglich wollten wir einer der hübschen Fachwerkstädtchen in der Umgebung besuchen, aber irgendwie war uns nicht nach Menschen, daher sollte ich eine kleine Wanderung raussuchen, „gerne auch etwas länger“ meinte Daniel. Das sollte er noch bitterlich bereuen und ich auch, denn auch wenn ich mich wiederholen sollte: Damit hatten wir nicht gerechnet! (siehe auch Höllentour)

Am Anfang war noch alles gut und wir bester Laune!

Wir wanderten über schneebedeckte Wege durch einen verträumten Wald ohne einer Menschen- oder Hundeseele zu begegnen. Es war wirklich idyllisch.
Ich war es ja schon gewohnt, dass es hier ganz schön Höhenmeter zu bewältigen gilt, deshalb hatte ich meine neuen Trecking-Schuhe an und die Treckingstöcke dabei!

Daniel ist noch nicht so gut ausgestattet, aber er muss ja auch die Leine von Tinka halten, was soll er da auch mit zwei Stöcken.

Überall trafen wir auf Spuren von Wild. Aufgewühlte Areale, die Wildschweine aufgeworfen haben müssen oder Fußspuren von Rehen und dergleichen. Für unsere kleine Tinka war dies natürlich mehr als spannend.
Es gab keine Ecke, die nicht ausgiebig abgeschnüffelt wurde.

Schlau wie ich bin, hatte ich die Wanderung so geplant, dass wir zwei Mal die Möglichkeit hatten, den Weg abzukürzen. Die erste derartige Stelle war gekommen. Ich überließ Daniel diese Entscheidung und er entschied den Weg weiter zu laufen. Er sollte nachher nicht sagen, ich hätte ihn nicht gewarnt!

Nun denn, also weiter durch den Wald. Stetig ging der Weg leicht bergauf. Zwischendurch war es aber leider ziemlich vereist, da wären wahrscheinlich Schlittschuhe angebrachter gewesen.

Immernoch Frohen Mutes führte uns die nette Navigationsdame von Komoot, der Wander-App, mit der ich momentan so ziemlich alle meine Wanderungen echt zuverlässig am MacBook plane und dann auf meine iPhone rüberschiebe, durch die Wälder.

Mittlerweile hatten wir den nächsten Abkürz-Punkt erreicht. Ich habe deutlich erwähnt, dass wir bis jetzt 1/3 der Wanderung hinter uns hatten, aber der Herr wollte mir wohl was beweisen 😉 Naja, es war ja auch schön und trocken, nur leider etwas bewölkt. Die Sonne schaffte es nicht ganz durch die Wolken hindurch.

Tinka lief auch noch fröhlich abwechselnd vor Daniels Füßen und den meinigen herum.

Wer hoch läuft, muss auch wieder runter und wer dann noch weiter runter läuft, muss auch wieder hoch!

 

Nachdem wir den höchsten Punkt erreicht hatten, ging es erst recht sanft wieder bergab, aber dann wurde es doch etwas steil und dazu noch richtig vereist. Tinka ruschte mehrfach aus und auch wir mussten höllisch aufpassen. Jetzt begann sich langsam die Laune etwas zu verschlechtern und das erste Mal kam die Frage, wie lange es denn noch bis zum Auto auf dem Parkplatz dauern würde. Tja, da es ein Rundweg ist und wir gerade mal etwas mehr als die Hälfte geschafft hatte, also nochmal genauso lang wie bisher!

Mein untrüglicher Orientierungssinn sagte mir, dass wir gerade ganz schön weit bergab gehen. Also weiter als der Parkpatz… aus meinen vergangenen Wanderungen habe ich ja schon gelernt, dass man das alles wieder hoch muss. Jaaaaaa… das sagt auch die Logik, aber in dem Moment will man das echt nicht hören! Es bleibt einem ja nichts anderes übrig.

Und wie recht ich hatte! Es ging wieder berauf und das war mega anstrengend, aber zur allgemeinen Erheiterung steigerte sich parallel zum Weg meine Lust die Navigationsstimme anzupöbeln! Das mache ich übrigens auch, wenn ich alleine bin! Also solltet ihr mal am Wandern sein und jemanden sehen, der eine unsichtbare Frau aufs übelste beschimpft, das könnte ich sein!

Nachdem wir den Anstieg geschafft hatten, standen wir -welch Wunder- wieder vor einem Abstieg. Die Motivation weiterzulaufen war mit einen Höllentempo im dichten Fichtendickicht verschwunden. Selbst Tinka trottete mittlerweile nur noch hinter uns her und schenkte uns Blicke, die sagte: Ruft verflucht nochmal ein Taxi! Aber selbst wenn, da wäre ja kein Taxi hingekomen! So muss sich Ötzi kurz vor seinem Tod bei der Überqueerung der Alpen gefühlt haben!

 

Nach über 2 Stunden hatten wir den Rundweg überstanden.

Und was sollen wir sagen, wir waren echt fertig, aber es war auch wunderschön. Wir sind stolz, dass wir das durchgezogen haben und die wunderschöne Natur hat uns mit ihrem Anblick belohnt.

Irgendwann werden wir uns an das Auf und Ab im Siegerland gewöhnen.

Wer also ein bisschen fit ist oder auch nur todesmutig mit einem gehörigen Maaß an Selbstüberschätzung wie wir, dem können wir diesen Wanderweg nur empfehlen.

Übrigens haben wir die Wanderung im Komoot Profil öffentlich hinterlegt und so kann jeder die Wanderung nachmachen (Wieso bekommen wir eigentlich noch kein Geld von Komoot?!).

 

Wir hoffen, ihr hattet etwas Freude beim Lesen unseres kleinen Berichtes.

 

Euer Wu mit Daniel und Tinka

Eine Reise in die Vergangenheit und unser erster Urlaub mit Hund

Eine Reise in die Vergangenheit und unser erster Urlaub mit Hund

Als wir uns dazu entschieden hatten, einen Hund bei uns aufzunehmen, wollten wir gleich zu Anfang gemeinsam Urlaub zu machen. Wir hatten gelesen, dass man sich so am besten kennenlernen kann. Wir hatten schon länger eine Reise nach Polen geplant, weil mein Großvater im damaligen Westpommern geboren wurde.

Auszug aus der Geburtsurkunde

Für uns war schnell klar, dass wir genau dorthin fahren wollten. Da mein Großvater schon lange nicht mehr lebt, sprach ich viel mit meiner Oma. Geboren wurde er in der Nähe von Stöckow und ein Teil der Familie lebte in einem Dorf, dass den Namen unserer Familie trug. Wo genau dieses Dorf heute liegt, war nicht ganz klar, da die Orte heute polnische Namen haben. Nach etwas Recherche konnte ich herausfinden, dass der heutige Name Osowo ist und ein kleines Dörfchen mit eben diesem Namen in der Nähe von Kolberg zu finden ist, denn dort hat mein Opa seine Jugend verbracht.

Als Homos nach Polen?

Also unter den heutigen politischen Voraussetzungen wären wir etwas vorsichtiger, aber ängstlich sind wir generell nicht. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt’s raus, ist unser Motto. Wir haben über ein Billig-Reise-Portal ein Romantik-Arrangement in einem Schlosshotel in der Nähe von Osowo gebucht. Dieses Arangement beinhaltete Rosen auf dem Bett, eine Buddel Sekt auf dem Zimmer, eine romantische Kutschfahrt und ein Candle-Light-Dinner. Bei der Buchung musste man die Namen aller Reisenden angeben, warum ich das erwähne, werdet ihr später erfahren.
Also die Reise war gebucht und bald ging es los.

Die Fahrt

In aller Herrgottsfrühe fuhren wir mit dem Auto in Hamburg los. Über 600 Kilometer lagen vor uns. Unser Weg führte uns vorbei an Lübeck, Rostock. Greifswald, Usedom, Swinemünde, Kozalin nach Krąg. Für diese Fahrt hatten wir uns damals unser ersten Navi gekauft und das lotste und bei Swinemünde auf eine Fähre.

Was für ein wunderschöner Zufall, den damit hatten wir nicht gerechnet und so konnten wir etwas „Seeluft“ schnuppern. Besonders für Tinka waren die neuen Gerüche spannend.

Unser Hotel

Endlich in Krąg angekommen, erfreuten wir uns am wunderschönen Schlosshotel Podewils. Nach dem Einchecken ging es auf’s Zimmer und dort erwartete uns die Flasche Sekt, die Rosen auf dem Bett, aber da wir ja 2 Männer sind, wurden unsere Betten sicherheitshalber auseinandergeschoben und wir hatten zwei romantisch dekorierte Einzelbetten. innocent

Natürlich haben wir die Betten sofort wieder zusammengeschoben.

Das Hotel wurde hauptsächlich von deutschen Rentner-Pärchen besucht und wir haben das Durchschnittsalter enorm gesenkt. Von den „Alten“ wurden wir kritischer beäugt als vom sehr freundlichen Personal. Bei der romantischen Kutschfahrt durch die umliegenden Wälder, konnte wir die Gegend prima erkunden, aber da diese viel zu schnell vorbei war, habe wir noch eine historische Tour gebucht. Der Kutscher brachte uns zu alten Ruinen aus westpommerschen Zeiten, alten Bahnhöfen und zu einem alten deutschen Friedhof mitten im Wald, den die Natur sich schon wieder zurückerobert hatte. Noch schöner wäre es gewesen, wenn man nicht die ganze Zeit den Geruch der offensichtlich vor Jahrzehnten zum letzten Mal gewaschenen Uniformjacke des Kuschers in der Nase gehabt hätte… Aber dies machte er mit seiner Freundlichkeit mehr als wett.

Das Dorf Wussow

Der große Tag war da, ich würde das Dorf besuchen, von dem ich meinen Nachnamen habe und wo der Hof von Onkel Hermann war. „Der gehört immer noch uns“ sagte meine Oma vorher und genauso haben sich die Dorfbewohner verhalten. Wir wurden mehr als skeptisch beobachtet und innerhalb kürzester Zeit stand das ganze Dorf an den Gartenzäunen. Kein Wunder, denn wieso fährt ein deutsches Auto kilometerweit über extrem schlechte Straßen durch den Wald?! Und dann steigen da auch noch zwei Männer aus und machen Fotos. Wir konnten das sehr gut nachvollziehen.
In dem Dorf gab es nur noch eine alte Hof-Ruine (das könnte der alte Hof gewesen sein), eine Kapelle und ein paar neuer sehr ärmliche Bungalows.

Kolberg – Die Jugend meines Großvaters

Meine Urgroßeltern lebten in Kolberg in der Börsengasse und da Kolberg nicht weit weg war, haben selbstverständlich auch das besucht. Die Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, aber viel wurde wieder hergestellt. Die Börsengasse haben wir tatsächlich gefunden, allerdings standen da „wunderschöne“ sozialistische Plattenbauten.

Nach dieser Woche habe ich nicht nur das Gefühl gehabt meinem Großvater gedanklich näher gekommen zu sein, sondern wir auch unserer Tinka. Eine Reise auf vielen Ebenen.

Ich bedanke mich für Eure Aufmerksamkeit

Euer Wu

Verkehrsmittel

Wie lange wir mit dem Auto für die über 600 Kilometer gebruacht haben, weiß ich nicht mehr, aber bei so einer Strecke ist auch der Weg das Ziel und man kann viel entdecken.
Von der Überfahrt mit der Fähre in Swinemünde bis hin zu den Pilzsammerln und Prostituierten am Straßenrand.

Landschaft

Die Woiwodschaft Westpommern

Sie liegt im nordwestlichen Teil des Landes und umfasst den gesamten westlichen Teil des historischen Hinterpommerns sowie (im äußersten Westen) einen kleinen Teil des historischen Vorpommerns und (im Südwesten) einen ebenfalls kleinen Teil der ehemaligen Neumark. Die Hauptstadt der Woiwodschaft ist die Metropole Stettin (Szczecin).

Quelle: Wikipedia

Hundekompatibel

Wenn man die Burg oder Museen besichtigen will, hat man Probleme den Hund unterzubringen.

Im Hotel wurde Tinka sehr freundlich aufgenommen, allerdings durfte sie wie so oft das Restaurant nicht betreten. Daran halten wir uns natürlich, aber wir finden Hunde weniger störend als schreiende Kinder 😉

Queer friendly

Wir hatten keine Probleme, wenn man mal von den getrennten Betten absieht, aber wir denken mal, dass das einfach Unsicherheit des Hotels war. Offensichtlich wird es hauptsächlich von heterosexuellen Rentnern besucht und da sind wir Homos schon noch Exoten.

Besonderheiten

Vor allen Dingen als Reise in die Vergangenheit der Großeltern wird Polen immer interessanter. Man ist sich diesem Teil der Geschichte bewußt und nutzt das Ganze mittlerweile touristisch. Der frühere Argwohn gegenüber den Deutschen verändert sich gerade sehr. Man wird sich bewußt, dass man eine ähnliche Geschichte hat, weil die Polen auch aus ihrer Heimat vertrieben und umgesiedelt wurden.
Bei der jüngeren Generation ist das gar kein Problem mehr.

Um sein Autoi braucht man keine Angst haben, da die Polen fast alle ganz neue Autos fahren und unsere gar nicht wollen… wink

MerkenMerken

Was bedeutet für uns Reisen mit Hund?

Was bedeutet für uns Reisen mit Hund?

Keine Reise ohne Tinka!

Ganz zu Anfang sind wir zwei ohne den Hund nach Wien gefahren, weil wir den Urlaub schon gebucht hatten und es unglaublich teuer geworden wäre, sie im Nachtzug mitzunehmen. Bei jedem Hund, den wir gesehen haben, hatten wir sofort ein schlechtes Gewissen und Sehnsucht nacht dem kleinen Nerventod. Da haben wir uns geschworen nie wieder ohne sie zu vereisen.

Da unsere kleine Mischlingsdame Tinka zu unserer Familie gehört, ist es für uns selbstverständlich, dass sie immer mit dabei ist. Eigentlich ist sogar so, dass wir den Urlaub komplett auf Sie abstimmen. Das bedeutet für uns, dass wir uns nur Urlaubsorte aussuchen, die mit dem Auto erreichbar sind, da wir ihr den Stress einer Reise im Frachtraum eines Flugzeugs nicht zumuten möchten. Dabei hätten wir beide kein gutes Gefühl.
Mit dem Zug wollen wir lange Strecken auch nicht unbedingt zurücklegen, da sie für eine Tasche etwas zu groß ist und dann die ganze Zeit einen Maulkorb tragen müsste. Außerdem können wir mit dem Auto die Gassipausen selbst bestimmen.

Ganz schön eingeschränkt

Das schränkt den Radius enorm ein, aber dadurch haben wir auch gelernt, wie schön Deutschland und Europa sind. Wir werden die Fernreisen auf die hundefreie Zeit verschieben, so nennen wir die Zeit, wenn Tinka irgendwann einmal nicht mehr bei uns sein sollte – was natürlich NIE geschehen wird, gar nie nicht! – bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein neuer Hund in unser Leben treten wird. 

Hundefreundliche Hotels

Ich verbringe stundenlang auf Hotelbuchungsseiten und suche nach passenden Hotels. Es ist schon erstaunlich wie sehr sich gleich die Anzahl der Möglichkeiten reduziert, wenn man „Haustiere erlaubt“ bei den Filtermöglichkeiten anklickt. Interessanterweise erlauben es vorallem die ganz kleinen Pensionen oder die gehobeneren Hotels, die sich das dann auch fürstlich bezahlen lassen, bis zu 25,-€ pro Nacht ohne irgendwas, nur dass sie dabei sein darf, haben wir da schon erlebt. 
Es gibt natürlich auch großartige Hotels, die sogar eigene Hotelflügel für Tierbesitzer haben. Mega, dachten wir uns… bis in der ersten Nacht ein Hund angefangen hat zu bellen und alle anderen inklusive Unsere natürlich fröhlich einstimmten. Da steht man schon mal nachts um 3:00Uhr senkrecht im Bett.

In Düsseldorf haben wir es einmal erlebt, dass der Hotel-Portier sich erstmal 10 Minuten um die kleine Prinzessin gekümmert hat. Er ist allen Ernstes als erstes in die Küche gelaufen, um Frikadellen zu holen und ohne zu fragen den Hund zu füttern. Als er damit fertig war, wurden dann auch wir begrüßt. Aber lieber so als anders. Auch das hatten wir schon.

In einem Hotel bei Schwerin, wurde uns das gebuchte und schon bezahlte Zimmer verwehrt, obwohl wir bei der Buchung den Hund angegeben hatten. Statt des gebuchten und -wie gesagt- bezahlten Luxus-Zimmers mit Seeblick (es war unser 10 jähriges Jubiläum) wurde uns eine ungemütliche Ferienwohnung am letzten Ende des Grundstücks zugewiesen. Wir sind natürlich nicht geblieben, haben unser Geld zurückbekommen und haben ein anderes Hotel gesucht und gefunden. So konnte es doch noch ein wunschönes Wochenende werden.

Portale für Reisen mit Tieren

Mittlerweile gibt es ja zum Glück einige Portale, auf denen man sich Tipps holen kann, wo man als Hundebesitzer Willkommen ist. Ich informiere mich dort sehr gerne! Besonders gefällt mir vawidoo.com und der dazugehörige Blog https://blog.vawidoo.com/.

 

Denn

wir Drei sind nur glücklich, wenn das Rudel komplett ist.